Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers Mut zur irritierenden Modernität

BONN · Drei der vier von Fabian Müller für sein Benefiz-Konzert zugunsten der Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses ausgewählten Werke waren formal der Variation verpflichtet.

Womit der Bonner Nachwuchs-Pianist voll im Trend liegt, denn "Veränderungen", wie die "Variationen" in Bachs berühmter "Clavier Ubung" noch genannt werden, lautet auch des Motto des kommenden Beethovenfestes.

Für Veränderungen ganz anderer Art sorgt die Aktion Weihnachtslicht: Seit ihrer Gründung als eingetragener Verein (1952) konnten stolze 25 Millionen Euro zur Unterstützung Not leidender Mitbürger aus dem Verbreitungsgebiet des General-Anzeigers eingesetzt werden. 3000 bedürftige Menschen werden gegenwärtig betreut. Auf diese beachtlichen Zahlen konnte Bernd Leyendecker, Redakteur im Ruhestand, als Vorsitzender des Vereins in seiner Begrüßung verweisen und verband damit seinen herzlichen Dank an die Spender, vor allem aber auch an alle ausnahmslos ehrenamtlich mitarbeitenden Kollegen und Ruheständler des General-Anzeigers.

Fabian Müller, ehemalige Schüler der Bonner Klavierpädagogin Rose Marie Zartner, studiert mittlerweile an der Kölner Musikhochschule bei Pierre Laurent Aimard, dem Vertreter einer überlegten, progressiven Klavier-Ästhetik. Entsprechend frisch, fast ungestüm geht der junge Pianist denn auch an Ludwig van Beethovens 32 Variationen über ein eigenes Thema in c-Moll (WoO 80).

Mit ungehemmter Energie - selbst in den eher langsamen Teilen drängend - setzt er auf rasche Stimmungswechsel und findet zu einem ganz eigenen Ausdruck von Beethovens Klangrede. Mit den "Variationen einer Form", der des Walzers, wechselt Müller mit Maurice Ravels "Valses nobles et sentimentales" fein differenzierend in den lichten Farbenzauber des französischen Impressionismus.

Auch das zeichnet den Aimard-Schüler Müller aus: Mut zur irritierenden Modernität eines Anton Webern. Dessen Variationen für Klavier op. 27 stellen in ihrer Zwölftontechnik auch für das heutige Publikum noch immer eine Herausforderung dar. Umso bewundernswerter, wenn solch ein Werk so exzellent plastisch realisiert wird. Mit Franz Liszts klanggewichtigen Variationen über ein Basso-continuo-Motiv aus der Bach-Kantate "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen", die recht eigentlich eine Fantasie über jenes Motiv sind, ging Müller technisch bravourös auf die Zielgerade dieses Abends. Frappierend, wie es ihm gelingt, die opulente Stimmführung durchsichtig zu halten.

Für den losbrandenden Schlussapplaus bedankte sich der Künstler mit dem Scherzo der A-Dur-Sonate aus Beethovens op. 2 und erntete erneut Bravo-Rufe.

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