Poppelsdorfer Schloss Konzert Musikalische Achterbahnfahrt zum Finale

BONN · Klassische Philharmonie hat im Poppelsdorfer Schloss Musik von Haydn, Hummel und Beethoven gespielt.

Die Abendsonne vergoldet den Arkadenhof des Poppelsdorfer Schlosses, über dem sich eine Kuppel aus Himmelblau und Wolkentürmen in allen Weiß- und Grau-Schattierungen wölbt. Man könnte glauben, es handle sich um eine meisterhafte Trompe l'oeil-Malerei, wenn nicht hin und wieder ein Vogel das Kuppelrund durchschneiden und die Illusion als Wirklichkeit entlarven würde.

Eine schönere Kulisse kann auch das Londoner King's Theatre nicht gewesen sein, wo Haydns Es-Dur-Sinfonie Nr. 103 "mit dem Paukenwirbel" 1795 erfolgreich uraufgeführt wurde. Heribert Beissel am Pult der Klassischen Philharmonie Bonn dirigiert das vielschichtige Werk mit gemäßigtem Temperament und ohne übertriebene Effekte.

Tänzerisch leicht und spielerisch folgt im Kopfsatz das Allegro con spirito auf die düster eingefärbte langsame Einleitung; hier und in den übrigen Sätzen hören die Musiker des Orchesters so gut aufeinander, dass sich alle kompositorischen Kunstgriffe der Sinfonie, auch die romantischen Zwischentöne, ganz selbstverständlich zu erkennen geben und für den Hörer eine klare Gestalt annehmen.

Im Trompetenkonzert Es-Dur von Johann Nepomuk Hummel gibt es keine Geheimnisse: Es reicht völlig, diese unbekümmerte Geradeaus-Musik nach allen Regeln der Kunst zu spielen. Und das tut der junge Solist Markus Czieharz, wenn er seine Trompete im Andante singen und im virtuosen Figurenwerk der schnellen Sätze blitzen lässt, ohne Angst vor dem weiten Tonumfang und den großen Sprüngen, die Hummel verlangt.

Mit seiner Zugabe setzt Czieharz in Sachen Technik noch einen drauf: Die schwindelerregenden Variationen "Karneval in Venedig" von Jean-Baptiste Arban - hierzulande bekannt unter dem Titel "Mein Hut, der hat drei Ecken" - sind unter Trompetern ein beliebtes Renommierstückchen und werden auch vom Bonner Publikum gebührend bejubelt.

Nach der Pause hat die Nacht schon ihren schwarzen Vorhang gesenkt - um so leichter fällt es, sich ganz auf Beethovens 2. Sinfonie zu konzentrieren. Die Ecksätze begeistern mit feurigen Steigerungen, das lyrische Larghetto gerät zu einer zauberhaften Romanze.

Und wenn in der dynamischen Achterbahnfahrt des Finales die Themen verzögert oder umgebildet einsetzen und das Orchester jeden einzelnen Überraschungsmoment zelebriert, dann ist die D-Dur-Sinfonie der Romantik schon ganz nah. Nach dem triumphalen Schlussakkord fährt die Zugabe den Puls wieder herunter: Mit einem getragenen Sibelius-Satz entlässt Heribert Beissel sein Publikum in die Sommernacht.

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