Brotfabrik in Beuel Mitreißend: Hamburg Klezmer Band

BEUEL · Weltmusik? Ja, genau, das ist die Abteilung an der Peripherie der sattsam bekannten Rock- und Popalben. Wo in der Regel ein ziemliches Durcheinander von Afrika über Lateinamerika bis nach Asien herrscht, was manche wohl unter Weltoffenheit verstehen.

Was Weltmusik wirklich sein kann, wenn man sie denn beim Wort nimmt - dafür steht die Hamburg Klezmer Band, die jetzt vor ausverkauftem Haus in der Brotfabrik gespielt hat. Die alles sein kann - nur nicht auf einen Standard festgelegt, seit ihre Mitglieder in der Hansestadt vor Anker gegangen sind.

Um sie im Einzelnen kurz vorzustellen: Akkordeon-Virtuose und Arrangeur Stanislav Dinerman, Tubist und Musiktheoretiker Mikhail Manevitch, Kateryna Ostrovska, deren satter, jiddischer Mezzosopran schon allein die Eintrittskarte wert gewesen wäre, und als Gast der Klarinettist Christian Dawid.

Die Vier singen und spielen vom Zuhause und Nichtzuhause sein, von der ukrainischen Hafenstadt Odessa, wo das wahre und bessere Leben wartet als daheim im Schtetl, und von der einmaligen Schönheit Petrograds, wie Sankt Petersburg von 1914 bis 1924 hieß. Sie singen von der Liebe: so süß wie ein Stück Zucker, das man in tausend Stücke zerbeißen möchte, und vom Essen, ohne das selbst in der Liebe nichts geht. Jedenfalls nicht ohne Borschtsch.

"Die Welt - meine Schwester" heißt eines ihrer Stücke. Und diese Welt ist russisch-jiddisch. In mitreißenden Klarinettensoli, in melancholischen Gesang. Aber bitte nicht allzu melancholisch: Denn wer wird diese Welt schon ernster nehmen, als er muss?

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