Deutsche Welle in Bonn Mitarbeiter fordern Erhalt der Sprachenvielfalt

BONN · Sie jubelten, klatschten und tanzten. Sie schimpften, buhten und mahnten. Rund 300 Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) haben gestern auf dem Bonner Münsterplatz eine bunte Protestkundgebung abgehalten.

 In der Sprachenvielfalt liegt die Kraft: Deutsche-Welle-Demonstration auf dem Bonner Münsterplatz.

In der Sprachenvielfalt liegt die Kraft: Deutsche-Welle-Demonstration auf dem Bonner Münsterplatz.

Foto: Clemens Boisserée

Einen Tag nach der bekannt gewordenen Einigung zwischen Finanzministerium und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, den DW-Etat ab 2016 um zwölf Millionen Euro zu erhöhen, setzten sie damit ein Zeichen gegen die nun vorerst auf Eis gelegten Pläne des DW-Intendanten Peter Limbourg. Der hatte geplant, zehn der bislang 30 Sprachen im Programmangebot zu streichen. Außerdem standen an Sendeorten Bonn und Berlin Stellen zur Disposition.

Pläne, die nun erst einmal wieder in die Schublade wandern, wie der Sender mitteilte. "Wird diese Einigung so vom Bundeskabinett beschlossen, sichert das alle Sprachangebote und TV-Kanäle der Deutschen Welle", sagte Limbourg am Sonntagabend. Bei den gestern Anwesenden, die die multinationale DW-Belegschaft mit Mitarbeitern aus 60 Ländern widerspiegelten, kamen diese Nachrichten entsprechend gut an - Jubel und Applaus, bei ihrer erneuten Verkündung durch Personalrat Daniel Scheschkewitz.

Sonne und dunkle Wolken - das Wetter über dem Münsterplatz gestern Nachmittag spiegelte gut die Gemütslage der DW-Mitarbeiter wieder. Denn kaum waren die guten Nachrichten verklungen, da erhoben die zahlreichen Redner aus Gewerkschaft, Mitarbeitervertretung und Politik gleich den mahnenden Finger: 300 freie Mitarbeiter verloren ihren Job oder mussten Einschränkungen ihrer Aufträge hinnehmen.

"Jetzt kommt es darauf an, das Geld konzeptionell richtig zu nutzen und die Welle personell wieder zu stärken", forderte Wolfgang Uellenberg-van Dawen, der für die Gewerkschaft Verdi im Rundfunkrat sitzt. Vor allem aber stellten alle Redner und die Beschäftigten auf bunten Plakaten das vielsprachige Programm des Senders in den Fokus. Der Schock über die Streichungspläne war auch am Tag nach der mutmaßlichen Entwarnung noch präsent.

[kein Linktext vorhanden]"Deutschland braucht eine multilinguale Deutsche Welle, Millionen Menschen in aller Welt bauen auf ihre seriöse, objektive Berichterstattung", positionierte sich der Bonner Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD). Seine Grünen-Kollegin Tabea Rößner erklärte: "Eine einseitige Ausrichtung auf einen englischsprachigen TV-Sender wäre ein großer Fehler. Sie schränkt die Zielgruppe ein, setzt auf eine Sprache, die nicht überall gesprochen wird, und der Wettstreit mit den Marktführern wäre richtig teuer."

Applaus für die Verteidiger der Mehrsprachigkeit und vereinzelte Buhrufe für den Intendanten. So ist die Stimmung in der DW. Trotz gestoppter Sparpläne.

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