Dave Davis im Pantheon Medizin ohne Wirkung

BONN · Dave Davis stellt sein neues Programm "Afrodisiaka" im Pantheon vor.

 Ausflug ins politische Kabarett gescheitert: Dave Davis.

Ausflug ins politische Kabarett gescheitert: Dave Davis.

Foto: Kölsch

Wenn Albinoäffchen lachen, ist Motombo Umbokko alias Dave Davis glücklich. Mission erfüllt. Also sammelt der große Medizinmann ähnlich wie Miraculix nach einer Kollision mit einem Hinkelstein alles ein, was auch nur annähernd diese Wirkung hat, schmeißt es in einen Topf, rührt um und hofft auf ein gutes Ergebnis. Politikschelte, Kalauer, Dialekte, Hitler-Parodien, Welterklärungsversuche? Rein in den Kessel. So auch in seinem neuen Programm "Afrodisiaka", das am Freitag im Pantheon Premiere hatte.

Doch das entstandene Gebräu hält nicht so ganz, was es verspricht: Zwar regen die einzelnen Ingredienzien durchaus für einen kurzen Moment das Zwerchfell an, auf Dauer ist die schwarze Mixtur aber ungefähr so anregend wie eine Tütensuppe. Einer der zentralen Gründe für dieses unbefriedigende Geschmackserlebnis ist die fehlende Struktur beziehungsweise das nicht vorhandene Rezept des Bonner Kabarettisten, der sich zunehmend auch im politisch-kritischen Bereich tummelt. Alles, was derzeit in der Unterhaltungsbranche genüsslich durch den Kakao gezogen wird, findet sich auch bei Davis: die Medienhetze gegen Islamisten, die Diskussion über die Sexualmoral in der katholischen Kirche, der NSU-Skandal. Doch auf angesprochen folgt sofort abgehakt. Abwechslung um jeden Preis lautet die Parole. In der Comedy mag dies ein Mittel sein, doch wer sich am politischen Kabarett versucht, muss mehr leisten.

Zudem trägt Davis immer noch schwer am Erbe seiner Kunstfigur, die ihm zum Durchbruch verholfen hat und die er jetzt einfach nicht mehr los wird. Weiterhin ist es Motombo, der auf der Bühne steht, auch wenn er inzwischen den Klomann-Kittel ausgezogen hat. Damit geht zwangsläufig die Erwartung nach verdrehten Sprichwörtern, Klischees und Absurditäten einher, die der Mann vom Stamm der Nfuddu sonst immer unters Volk gebracht hat. So auch diesmal. Passt zwar überhaupt nicht zu den anderen Themen, aber egal. Die Erwartungen müssen eben erfüllt werden. Wohin soll die Reise gehen? Diese Frage stellt sich für Dave Davis mit "Afrodisiaka" eindringlicher als je zuvor. Ziellos irrt er durch den Dschungel aus Kabarett- und Comedy-Fragmenten, von denen einige durchaus Potenzial haben, wenn man ihnen erlauben würde zu wachsen.

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