Sammlung Mülstroh Markante Kontraste

BONN · Seit Schülertagen hat sich der Rheinländer Klaus Mülstroh für die Kunst interessiert; und so bekam er auch eine "Eins" im Fach Kunst, die damals keineswegs oft vergeben wurde.

 Otto Pankoks in Holz geschnittenes "Selbstbildnis".

Otto Pankoks in Holz geschnittenes "Selbstbildnis".

Foto: Museum

Später hat der Bauassessor Mülstroh - "Ich war ja nicht so reich wie der Professor Ludwig" - zwar keine Gemälde, aber doch Arbeiten auf Papier von Rang zusammen getragen. Auf rund 2000 Blätter hat er es gebracht. Einen Schwerpunkt bilden die Grafiken rheinischer Künstler; aus ihnen wiederum zeigt das LVR-Landesmuseum im Grafischen Kabinett neben einigen eigenen Blättern eine Auswahl aus den Positionen der traditionsreichen Düsseldorfer Akademie.

Gleichzeitig verweist das Museum auf seine Schausammlung mit Gemälden aus der Glanzzeit der Düsseldorfer Malerschule unter ihrem prägenden Direktor Wilhelm von Schadow, als es hier noch konservativ akademisch zuging und folglich die Historie noch vor der Landschaft rangierte und sich das Genre erst emanzipieren musste. Während sich im 19. Jahrhundert stilistische Entwicklungen ablesen lassen, herrscht in der Sammlung Mülstroh unter den Künstlern der Nachkriegsavantgarde besondere Stilvielfalt.

Es ergeben sich markante Kontraste, wenn etwa Otto Pankoks in Holz geschnittenes "Selbstbildnis" und Ewald Matarés Holzschnitt "Boote im Hafen II" oder Karl Otto Götz' informelle Pinsellithografie und Gotthard Graupners Siebdruck "o.T." zum Vergleich herausfordern.

Karl Otto Götz, Professor an der Akademie von 1959 bis 1975, ließ seinen inzwischen namhaften Schülern - etwa Gerhard Richter, Sigmar Polke, H.A. Schult, Franz Erhard Walther, Kuno Gonschior - offenbar weiten Spielraum bei ihrer künstlerischen Entfaltung. Sie alle zeigen auch in der Grafik ihre eigene Handschrift. Gerhard Richter tritt mit dem Offsetdruck "Blattecke", einem für ihn charakteristischen Trompe-l'?il, hervor.

Diese "Tugend", Freiräume zu gewähren, wird auch Joseph Beuys, der von 1961 bis 1972 in Düsseldorf lehrte und mit dem Offsetdruck "Hauptstrom" vertreten ist, nachgesagt. Den Beweis liefert Blinky Palermo mit seinem zweifarbigen Siebdruck "o. T.". Ein Blatt des Bildhauers Arno Breker, von 1920 bis 1924 Schüler der Akademie, hätte man kaum in dieser Sammlung erwartet. Allerdings zeigt seine Seriegrafie "Der Tänzer", dargestellt ist Rudolf Nurejew, einen eher "geläuterten" Künstler, dem die Ideale der Nazi-Kunst fremd geworden sind.

Wie Breker arbeitet auch Tony Cragg, ein Bildhauer unserer Tage, als Grafiker. Sein "Waldzimmer" belegt eindringlich, dass auch seine Skulpturen von der Natur inspiriert sind. Von Technik dagegen sind die "Fördertürme" von Bernd und Hilla Becher einerseits und die grazile Architektur "o. T." von Erwin Heerich andererseits dominiert.

90 Prozent der ehemaligen Kunststudenten, sagt eine Statistik, sind museale Ausstellungen versagt; nur etwa zehn Prozent, gleichsam die Spitze des Eisbergs, haben den Weg ins Museum geschafft - unter ihnen die Künstler der schönen Sammlung von Klaus Mülstroh, die er als Dauerleihgabe dem LVR-Landesmuseum anvertraut hat. Er hat seine "Eins" verdient.

LVR-Landesmuseum bis 4. Januar 2015; Di bis Fr und So 11 bis 18, Sa 13 bis 18 Uhr

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