Beethoven Orchester Magische Düfte in spanischen Gärten

Bonn · Aleksandar Markovic leitete in der Beethovenhalle einen glänzenden Saisonauftakt des Beethoven Orchesters.

 Dirigent Aleksandar Markovic und Pianistin Jasminka Stancul in der Beethovenhalle.

Dirigent Aleksandar Markovic und Pianistin Jasminka Stancul in der Beethovenhalle.

Foto: Hagen

Wenn wenigstens die Musik spätsommerliche Gefühle erweckt, ist angesichts der trüben letzten Augusttage immerhin schon etwas gewonnen. Wenn sie dann noch so lustvoll engagiert dargeboten wird, wie beim ersten Freitagskonzert des Beethoven Orchesters in dieser Saison, dann bereitet so ein Spätsommerabend sogar richtig Freude. Das Rezept des 39-jährigen Dirigenten Aleksandar Markovic bestand aus sehr aromatischen Zutaten: Er wählte mediterran spanisch inspirierte Orchestermusik der Franzosen Maurice Ravel und Claude Debussy aus, die er mit dem zweiten Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns garnierte, und löste mit dem meisterhaft zubereiteten musikalischen Menü große Begeisterung beim Publikum in der sehr gut besuchten Beethovenhalle aus.

In den vier relativ kurzen Sätzen der Ravel'schen Rapsodie espagnole brachte der in Wien lebende und als Chef der Philharmoniker in Brünn wirkende Dirigent mit klaren Gesten das orchestrale Farbenspiel zum Leuchten. Auch die Einbindung der am Klanggeschehen ungewöhnlich stark beteiligten tiefen Holzbläser gelang ganz ausgezeichnet.

Dem schlanken, hochgewachsenen Markovic, dessen ungewöhnlich langer Gehrock ein wenig an Figuren aus E.T.A. Hoffmanns Fantasiewelt denken ließ, gesellte sich für Saint-Saëns eine ebenfalls schwarz tragende Solistin an die Seite: Jasminka Stancul. Die wie Markovic in Serbien geborene Pianistin ließ den solistischen Beginn des Klavierkonzertes improvisatorisch frei wie eine Bach'sche Orgeltoccata klingen. Sie spielte ihren Part manuell und musikalisch souverän und in perfekter Abstimmung mit dem Orchester. Sehr schön etwa auch in dem mitunter an Mendelssohns Feenmusik erinnernden zweiten Satz. Das Finale durcheilte sie furios; ihm folgte eine virtuose Zugabe, bei der es sich, wie später zu erfahren war, um eine Etüde des 1906 in Bad Honnef geborenen kroatischen Komponisten Boris Papandopulo handelte.

Stimmungsvolle Bilder und Düfte bot im zweiten Teil auch Debussys aus drei Episoden bestehendes Klanggemälde Ibéria aus den Images für Orchester. Dabei beging Markovic nicht den Fehler, die Musik verschwommen wie hinter einer Milchglasscheibe zu präsentieren, sondern setzte immer auf Klarheit und Durchhörbarkeit bis in die feinsten instrumentalen Verästelungen hinein. Selbst die Klänge aus "Les parfums de nuit" entfalteten so eine magische Wirkung.

Zum Schluss dann Ravels zweifellos berühmteste Komposition: der Bolero. Hier kommt es weniger auf die hohe Kunst des Dirigierens als auf die Nervenstärke der Musiker an. 340 pausenlose Takte lang muss der Mann an der Kleinen Trommel durchhalten, was ihm in der Beethovenhalle auch scheinbar locker gelang. Die zahllosen Solisten überzeugten in dem riesigen Orchestercrescendo nicht minder. Großer Jubel.

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