Wortakrobaten und Improvisationskünstler Helge und das Udo Mängelbeseitigung mit Reimzwang

BONN · Reim dich, oder ich fress dich: Diese Prämisse haben Helge Thun und Udo Zepezauer auch in ihrem fünften gemeinsamen Bühnenprogramm "Ohne erkennbare Mängel" gewahrt.

Die beiden Wortakrobaten und Improvisationskünstler lieben die Sprache, lieben es, mit Silben und Endungen zu jonglieren, lieben Anagramme und Alliterationen.

Aus diesem verbalen Spiel kann durchaus etwas Brillantes entstehen, wie das Duo im Pantheon zeigte - aber auch die ein oder andere aufgesetzte Albernheit. Denn wenn die Form den Inhalt definiert, kann Substanz schnell zur Mangelware werden.

Dabei sind Helge und das Udo eigentlich angetreten, um genau jene Missstände zu beheben, die ihnen gerne vorgeworfen werden. Mangelnde Dramaturgie etwa. Trifft immer noch zu und lässt sich auch nicht dadurch korrigieren, dass nun jede der beiden Programmhälften mit einer Improvisationsnummer endet. Müsste eigentlich nicht sein.

Es ist nun einmal das Los einer auf Sketchen aufgebauten Show, keinen übergeordneten Rahmen zu haben. Somit aber auch nichts, was die einzelnen Nummern auffängt, wenn diese aufgrund der Formstrenge schwächeln. So etwa bei den von Heinz Erhardt inspirierten Dialogen, in denen jedes Wort den gleichen Anfangsbuchstaben haben muss - eine trotz des sprachlichen Anspruchs auf Dauer ermüdende Posse.

Noch schlimmer ist das Wellness-Medley mit seinen bemüht konstruierten Texten, abstrusen Choreografien und der durch zahlreiche Intonationsfehler gestützten Erkenntnis, dass weder Udo noch Helge begnadete Sänger sind. Auch wenn sie sich bemühen.Nein, die Stärke der beiden liegt an anderer Stelle. Wenn Wort und Witz zusammenkommen und die handwerklich meisterhafte Sprachschmiedearbeiten auf diese Weise zur Kunst erhoben werden, sind Helge und das Udo ganz oben auf.

Ihr kleiner Krimi in Schüttelreimform ist trotz des abstrusen Endes ein Genuss, auch der Crêpes-Rap von DJ Pancake ist köstlich. Gleiches gilt, wenn Udo sein großes Imitationstalent für Tier- und Monsterstimmen nutzt, die Unterschiede zwischen dem Zischen eines Vampirs und dem Fauchen eines Aliens demonstriert, Klaus Kinski zu Wort kommen oder in einer an Loriots Badewannen-Sketch angelegten Improvisation über vom Publikum ausgewählten Gefühlsregungen Louis de Funès anklingen lässt.

Man sollte es halt nicht übertreiben. Fein dosieren statt brachial reingrätschen. Diese Balance ist wichtiger als jeder Reimzwang. Wenn Helge und das Udo in Topform sind, gelingt ihnen beides. Jetzt müssten sie es nur noch schaffen, dieses "wenn" loszuwerden.

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