Margarethe von Trottas Film "Die abhandene Welt" läuft in Bonn an Lustige Schnitzeljagd im Rex

BONN · Margarethe von Trottas neuer Film "Die abhandene Welt" bietet Unterhaltsames, bleibt aber unter den Möglichkeiten.

 Jazzsängerin: Sophie (Katja Riemann) bei einem spontanen Auftritt in einer New Yorker Bar.

Jazzsängerin: Sophie (Katja Riemann) bei einem spontanen Auftritt in einer New Yorker Bar.

Foto: Concorde

Regisseure lassen ihre Figuren gerne Familiengeheimnisse auf der Leinwand lüften. Bei Margarethe von Trottas am Mittwoch anlaufendem Film "Die abhandene Welt" hat das Wühlen in der Vergangenheit sogar eine Entsprechung in der Wirklichkeit. Auch sie selbst wurde als Erwachsene mit einer älteren Schwester konfrontiert, von der sie nichts ahnte. Leider kann die Regisseurin diese tiefgehende Erfahrung nicht auf die Leinwand transportieren. Ihrem Melodram mit Katja Riemann und Barbara Sukowa in den Hauptrollen fehlt am Ende die Glaubwürdigkeit.

Innige Beziehung zwischen Vater und Tochter

Alles geht ganz spannend los, wir lernen Sophie (Katja Riemann) und ihren Vater Paul (Matthias Habich) kennen. Die beiden verbindet eine an sich innige Beziehung, die jedoch wiederholt durch aufbrausende Aussetzer von Paul etwas befremdlich wirkt. In einem Tonfall zwischen ruppig und liebevoll handeln die beiden aus, dass Sophie nach New York fliegen soll, um eine Frau aufzusuchen, die der verstorbenen Mutter fast schon unheimlich ähnlich sieht. Paul hat das Foto der amerikanischen Operndiva Catarina Fabiani (Barbara Sukowa) im Internet entdeckt und vermutet nun verwandtschaftliche Beziehungen. Sophie soll herausfinden, was es damit auf sich hat.

Liebe zum Big Apple

Optisch wertet die Reise in den Big Apple Margarethe von Trottas Film natürlich auf. Man merkt, dass die Regisseurin die Stadt liebt. Sophie schafft es in New York tatsächlich, sich der berühmten Sängerin zu nähern. Auch dank ihres Agenten Philip (Robert Seeliger), der sich auf den ersten Blick in Sophie verliebt - ein Nebenstrang der Story, den von Trotta lieber hätte weggelassen sollen. Die mühsam konstruierte und aufgesetzte Liebesgeschichte wirkt eher peinlich.

Die alleinerziehende Diva sträubt sich gegen die "Hirngespinste" einer Fremden, Sukowa spielt dies sehr überzeugend. Die Deutsche lässt aber nicht locker und sucht heimlich Catarinas demente Mutter (Karin Dor) im schicken Pflegeheim auf. Trotz der wirren Aussagen der alten Dame glauben Sophie und Catarina nun, dass in ihrer Vergangenheit ein dunkler Punkt existiert, der die bisherigen Familienverhältnisse auf den Kopf stellt.

Katja Riemann singt

Zurück in Deutschland weiß Sophies Vater plötzlich mehr, als er seiner Tochter erzählt hat. Die folgende Spurensuche rund um Düsseldorf hat etwas von einer lustigen Schnitzeljagd. Katja Riemann, die schon in den Trotta-Filmen "Ich bin die Andere" und "Rosenstraße" zu sehen war, darf hier als Jazzsängerin auftreten. Denn Sophie, wen wundert es, singt. In der Heimat verkannt, hat sie ihren großen Durchbruch in Amerika.

Den Klassik-Part übernimmt die stimmstarke Barbara Sukowa, mit der von Trotta bereits "Hannah Arendt" und "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen" drehte. Das Zusammenspiel der Hauptdarstellerinnen - die eine als vergnügte Jazzerin, die andere als verhärmte Operndiva - funktioniert prima.

Unfreiwillige Komik

Und wenn die Geschichte mal wieder klemmt, dann setzt Musik ein. Das bringt die Story zwar nicht weiter, sorgt aber für Unterhaltung. Unfreiwillig komische Szenen und die unschlüssige Erklärung für all die herben Lebenslügen sorgen aber dafür, dass das Drama "Die abhandene Welt" emotional weit unter seinen Möglichkeiten bleibt.

Rex

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