"Godesberg liest" Literaturfestival führt Besucher in Autowerkstatt und Friseursalon

BAD GODESBERG · Von Bad Godesberg sind sie begeistert. Aber: "Was hier fehlt, ist ein kleines, hausgemachtes Literaturfestival", finden Stephanie Malmendier und Andreas Lüderitz. Statt zu jammern, haben sie einfach eins organisiert, und zwar privat abends nach Feierabend. "Zehn Tage. Zwölf Orte. Tausend Eindrücke" heißt das Motto des Programms von "Godesberg liest". Das erste Literaturfestival des Stadtbezirks läuft vom 3. bis 5. Mai.

"Die Idee ist, dass die Besucher über verschiedene besondere Orte den Lebensraum Bad Godesberg entdecken", sagte Andreas Lüderitz bei einer Pressekonferenz auf der Godesburg. Diesen Ort hatten die Initiatoren wegen seiner grandiosen Aussicht über das "Festivalgelände" gewählt. Am 10. Mai weht hier außerdem die weiße Fahne mit dem Logo, die auf die Veranstaltungen des Literaturfestivals hinweist.

Im Rittersaal geht es dann ums Flirten gestern und heute, um Tanzschulen und soziale Netzwerke. Der Kölner Autor Manfred Theisen, bekannt durch Jugendbücher wie "Nerd forever", hat selbst lange in der Bad Godesberger Kurfürstenallee gewohnt. Er stellt gemeinsam mit zwei Jugendlichen das Buch "Date me if you can" vor. Danach darf getanzt werden.

Zu jeder Veranstaltung gibt es ein kleines Extra, vom passenden Getränk bis hin zur Musik. "Es werden spannende Events, keine klassischen Lesungen, so dass man mehr mitnimmt", kündigte Stephanie Malmendier an. Auch wenn in allen Terminen Herzblut steckt: Die Vorbereitung des Abends mit dem verurteilten Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi, der zurzeit seine Haft als Freigänger verbüßt, war eine besondere Herausforderung. #

Weil sich kein passender Copyshop fand, um dem Thema "Kopie" den richtigen Rahmen zu geben, kamen die Organisatoren auf die Idee, in der Druckerei Happy Printer nachzufragen. Zusammen mit seiner Frau Helene liest Beltracchi dort am 10. Mai aus seinen Büchern "Selbstporträt" und "Einschluss mit Engeln". Das Duo Holm & Katharina kopiert dazu Lieder bekannter Bands über Liebe und Vermissen. Es gibt Wasser und Brot - weil das gemeinhin als Gefängniskost gilt.

"Das ist ein Erlebnis für alle Sinne, an dem wir selbst riesigen Spaß hätten", sagt Malmendier. An Ideen mangelte es ohnehin nicht. "Godesberg ist voll von interessanten Kulturtreibenden", findet die Lehrerin, die selbst in der Amerikanischen Siedlung in Plittersdorf wohnt. Bei der Zusammenstellung des Programms stand mal ein Ort, mal ein Buch am Anfang. Viele machen mit, auch ohne Geld. "Wir haben in der Vorbereitung zu 99 Prozent positive Menschen erlebt, aber es war unglaublich schwierig, Sponsoren zu finden", sagen die Initiatoren.

Zum Auftakt des Festivals gibt ein Schmiedehammer den Rhythmus vor: Im Rüngsdorfer Betrieb Gottmann improvisiert der Musiker und Komponist Marcus Schinkel, der selbst kürzlich nach Bad Godesberg gezogen ist. Andreas Lüderitz lebt hier seit drei Jahren und bezeichnet sich als "Feuer-und-Flamme-Godesberger". Er will den Festival-Besuchern das Schöne am Stadtbezirk zeigen.

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