Die Simple Minds und Lionel Richie in Köln Lieder aus der Vergangenheit

Köln · Zwei Konzerte mit Charme in Köln. Die Simple Minds spielen im E-Werk, Lionel Richie in der Lanxess Arena.

 Simple-Minds-Frontmann Jim Kerr (links) beim Konzert im E-Werk.

Simple-Minds-Frontmann Jim Kerr (links) beim Konzert im E-Werk.

Foto: Thomas Brill

Manche Dinge ändern sich nie. Und darüber kann man froh sein. Wenn eine Band wie die Simple Minds im E-Werk auftritt, dann darf man sich auf einen fetten Sound freuen. Und auf ein Publikum, dass sich 30 Jahre von der Haut abstreift, so als wären es nur ein paar Regentropfen. "La-La-La-Laaa, La-La-La-Laaa, Lala-lala-lalaaa-laa-laa-lalaaa" schallt es um 21 Uhr durchs E-Werk, 2000 Menschen singen das. Es hagelt Glückshormone in diesem Moment. War das wirklich 1985? Oder erst gestern? Als der Film "Breakfast Club" ins Kino kam - und die schottische Band mit "Don't You (Forget About Me)" eine Hymne für all das schuf, was Jugend ausmacht - die Rebellion, die Stärke, die Schwäche, die Sehnsucht, und das Gefühl, man würde ewig leben und alles, alles, würde gelingen.

Das Konzert am Dienstagabend vom Palladium ins E-Werk zu verlegen, war eine weise Entscheidung. Denn während die kleinere Halle dicht gefüllt wirkt, hätten sich die Menschen, die gemeinsam mit Frontmann Jim Kerr (55) gealtert sind, gegenüber im größeren Veranstaltungsort dann doch ein bisschen verloren.

Kerrs Stimme hat noch immer das, was sie so charakteristisch macht. Er tanzt nicht mehr so wild wie früher, macht keine großen Sprünge mehr, hat kräftig zugelegt. Und eine Pause - nach eben jener Hymne - gibt es auch. Doch der Mix aus neuem Material - von der Ende Oktober 2014 erschienenen Scheibe "Big Music" - und den alten Hits elektrisiert dennoch.

Dass das so ist, dazu trägt auch Kerrs alter Mitstreiter, Gitarrist Charlie Burchill, bei. Und Backgroundsängerinnen Sarah und Catherine dürfen mit "East at Easter" oder "Rivers of Ice" zeigen, was sie solistisch drauf haben. Kein Zweifel: Ein Abend mit den Simple Minds ist immer wieder gut.

Wenn es nach dem Publikum gehen würde, wäre einer der größten Hits Lionel Richies Programm: "All Night Long", die ganze Nacht über, würden die gut 7000 Fans am liebsten in der Lanxess Arena feiern, tanzen, singen und - auf Kommando - springen. Party bis zum Morgengrauen. Letztlich müssen aber knapp zwei Stunden reichen. Die dafür vollgepackt sind mit dem Besten, was er aus seinem über 40-jährigen Schaffen zu bieten hat.

Glücklich will der Entertainer alle machen: jene, die damals zu Platten von den Commodores griffen, um eine Party in Sprung zu bringen; jene, die während Richies großer Solo-Zeit bei Liebeskummer eine Kassette mit den schmachtend-schmalzigen Balladen eingelegt haben; und jene, die von ihren Eltern mit dem Mann aus Tuskegee, Alabama, bekannt gemacht wurden. Lionel Richie, Prediger und Erlöser in einer Person, kann sich auf seine Band verlassen, die sichtlich Spaß am Auftritt hat. Vor allem Saxofonist Dino Soldo sorgt für erfrischende und amüsante Momente, hängt bei "Dancing on the Ceiling" gar kopfüber auf dem Flügel und lässt sich von Lionel Richie necken. Bei Songs wie "Brick House", "Lady" oder "Just for you" kann niemand stillhalten.

Auch das Mitsingen fordert der vitale 65-Jährige immer wieder ein, bei "Endless Love", jenem Duett, dass er 1981 mit Diana Ross aufnahm, ist es sogar essenziell. "Who needs Diana", staunt er grinsend, als Tausende Kehlen den Frauenpart übernehmen. Ja, textsicher ist das Publikum in Köln auf jeden Fall. Auch beim Finale, jenem Song, den Richie als seinen bedeutendsten bezeichnet und den er vor ziemlich genau 30 Jahren zusammen mit Michael Jackson schrieb: "We are the World", die Friedenshymne schlechthin.

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