Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses Liebesreigen von Beethoven bis Strauss

BONN · Benefizkonzert für die Aktion Weihnachtslicht: Liederabend mit dem Tenor Mirko Roschkowski

 Charismatische Sängerpersönlichkeit: Der Tenor Mirko Roschkowski mit seinem FOTO: HORST MÜLLER

Charismatische Sängerpersönlichkeit: Der Tenor Mirko Roschkowski mit seinem FOTO: HORST MÜLLER

Foto: Horst Müller

Es ist schon bedauerlich, dass ein Sänger wie Mirko Roschkowski bekennen muss, dass Liederabende sein liebstes Hobby seien. Der Tenor, der auf den Opernbühnen von Bonn bis Leipzig derzeit große Erfolge feiert, weiß genau, wie schwer es ist, die Musikfreunde mit den lyrischen Kostbarkeiten in den Konzertsaal zu locken. Weil auch Veranstalter, was dieses Genre angeht, sich eher vorsichtig verhalten, nahm der Tenor es selbst in die Hand, im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses einen Liederabend zu veranstalten. Etwa 150 Enthusiasten waren seinem Ruf gefolgt und erlebten am Samstag ein Konzert, das sie so leicht nicht vergessen werden. Wann endet ein Liederabend schon 'mal mit Standing Ovations? Die Einnahmen des Abends spendete der in Dortmund geborene Tenor der Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers.

Tatsächlich bringt Roschkowski ein paar Talente mit, ohne die ein Liedersänger auf verlorenem Posten stünde. Neben der wunderbar wandlungsvollen Stimme ist es auch die charismatische Persönlichkeit, die das Publikum fesselt. Die Art, wie er in kurzen Moderationen über die Lieder spricht, die Wärme, die aus jedem Wort herauszuhören ist. Roschkowski hatte unter dem Brahms'schen Motto "Von ewiger Liebe" einen Reigen zusammengestellt, der von Beethoven über Schumann und Brahms bis zu Richard Strauss ein auch emotional beeindruckendes Spektrum abbildete, das immer wieder die Nähe von Liebe und Tod, von Wonne und Wehmut zusammenband. Das wurde bereits in Beethovens "Adelaide" sehr deutlich, wo der Dichter noch den Namen der Geliebten auf "jedem Purpurblättchen" der Blume schimmern lässt, die aus der Asche seines Herzens auf seinem Grabe blühen wird. Roschkowski und sein Begleiter Thorsten Fabrizi waren an dem Abend chronologisch vorgegangen, so dass auf fünf Liedern von Beethoven sechs Kompositionen von Robert Schumann folgten.

In Schumanns oftmals raffiniert ausbalanciertem Zusammenspiel zeigte sich die Vertrautheit von Sänger und Begleiter auf wunderbare Weise. In "Der Nussbaum" nach Julius Mosen nimmt der Pianist mit seiner an den säuselnden Wind erinnernde Begleitung immer wieder die Phrase des Sängers auf und führt sie weiter, was dem ganzen Lied eine fragile Leichtigkeit verleiht.

Roschkowski erzeugt mit seiner Stimme für jedes Lied eine ganz eigene Atmosphäre. Die Schwerelosigkeit des "Nussbaums" ebenso wie die Melancholie in der Schumann'schen Heine-Vertonung "Die Lotusblume" oder die des selten zu hörenden "Requiems". Aber auch für Brahms' munteres "Ständchen" findet er den rechten Ausdruck. Faszinierend, wie er mit den Liedtexten umgeht. In Brahms' "Auf dem Kirchhof" wird nach dreimaligem Zeilenende auf dem Wort "gewesen" am Ende beim vierten Mal "genesen", das er im zartesten Piano und doch mit präsentem Klang haucht, so dass die textliche auch zu einer musikalischen Metamorphose wird und es dem Hörer darüber vor Ergriffenheit schauern lässt. Der letzte Block mit Werken von Strauss bot ebenfalls Gelegenheit, einem großen Liedersänger zu lauschen. Wunderbar etwa wie Roschkowski sich in das langsame Vorspiel aus "Morgen!" mit seiner Stimme gleichsam hineinschmuggelt und Klavier- und Singstimme wieder zu einer Einheit verschmelzen.

Zwei Zugaben gab es für das begeisterte Publikum: Strauss' "Zueignung" und den hübschen Schlager "Plaisir d'amour" aus dem Jahre 1784 von Jean Martini, den zahllose Künstler von Hector Berlioz bis Nana Mouskouri schon gecovert haben: Ein wundervoller Schmachtfetzen.

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