Kunstmuseum Bonn Leni Hoffmann im Werkgespräch

BONN · Frisch und erfrischend fiel unter der Rubrik "Versammelt" ein starker Dialog zwischen Leni Hoffmann und Kunstmuseumschef Stephan Berg aus. Beschert wurde eine intensiv kompakte Spritztour durch Höhen, Weiten, Tiefen und Stolpersteine einer komplexen Gedanken- und Arbeitswelt.

 Die Malerin und Bildhauerin Leni Hoffmann im Bonner Kunstmuseum.

Die Malerin und Bildhauerin Leni Hoffmann im Bonner Kunstmuseum.

Foto: Franz Fischer

Diese durchdringt "wie eine Melodie oder ein Basso continuo" (Hoffmann) das gesamte Kunstmuseum Bonn. Beiläufig lernte ein konzentrierter Teilnehmerkreis eine genuine, entschiedene, vitale, unverblümt sprechende Einzelkämpferin kennen.

"Mich interessiert das Denkbare, und ich staune über das Mögliche" wäre etwa ein markantes Statement, das nach rund zwei redseligen Abendstunden den Heimweg begleitete. Aufhänger für das mobile Werkgespräch bildeten jene gemeinhin mit "Interventionen" bezeichneten Arbeiten, die das Bonner "Malereimuseum" (Berg) mit Poesie, Ironie, spielerischen Kapriolen, Kraft und Dramatik aufladen.

Wirksam wird nicht zuletzt ein pralles Kompendium "ästhetischer Setzungen" (Berg), hintersinniger Beziehungsgeflechte, eklatanter oder verborgener Verklammerungen mit "historischen Künstlern" (Hoffmann). Die Freiburger und Karlsruher Hochschulkraft (Jahrgang 1962) widmete sich Axel Schultes Museumsarchitektur, der Sammlung des Hauses ("Große Geister") sowie dem "Durchdeklinieren von Möglichkeiten des Lichts".

Ein raffinierter Kurswechsel zwischen vorhandenen und installierten Lichtquellen prägt das insgesamt neunteilige Ensemble der Malerin und Bildhauerin Leni Hoffmann.

Anzutreffen sind "Eingriffe" (Material: nachgefärbtes Industrieplastilin, Beton) und die Ergebnisse "performativer Aufführungen" (Berg) an gezielt ausgesuchten Nebenschauplätzen: musealen Zwischenzonen, Durchgangspassagen, unscheinbaren Nischen.

So besorgt die Schlucht eines Seitentreppenhauses unausweichliche Nahkonfrontationen mit einem mehrteiligen Monumentaltableau, einem konstruktivistisch grundierten Knetgummirelief ("Palmer.e"). Zinnschüttungen versetzen die in opulentem Blau, Gelb, Pink erstrahlende Schattenpoesien in aufblitzende Vibrationen.

Mit bilateralen Eckenbiotopen begrünt ist das Defilee von Seitentreppenhausstufen, eine konsternierende Metamorphose namens "ubik", deren Wahrnehmung sich jedoch lediglich beim bedachtsamen Hinaufschreiten erschließt.

Auch die Entdeckung des anspielungsreichen Mehrteilers "Blinky", eine lichtgelb schimmernde Wandbandage, bedarf einer detektivischen Fahndung. Zeit, das große Thema der Leni Hoffmann, fand sein Echo in einem einzigartigen Künstlerinnengespräch.

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