Collegium musicum Kulturintendantin hofft auf Lösung nach Rektorsitzung

BONN · Seit Dienstag haben die Mitglieder des Collegium musicum der Universität Bonn keine Möglichkeit mehr zu proben. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die zu einer dramatischen Verhärtung der Fronten zwischen Collegium und Uni-Leitung dramatisch führte.

Die derzeitige Situation stellt sich so dar: Nachdem für das gerade begonnene Semester die Suche nach einem Nachfolger für den im März ausgeschiedenen Akademischen Musikdirektor André Kellinghaus gescheitert war, hat Uni-Kanzler Reinhard Lutz die Schlüssel zu den Räumen von Chor und Orchester des Collegiums zurückgefordert. Die anderen Ensembles - Camerata musicale, Big Band, Jazzchor und Akademisches Orchester - dürfen die Räume wie gewohnt weiter nutzen und proben.

Wie es nun für die beiden vor 60 Jahren von Emil Platen gegründeten Ensembles weitergehen wird, steht bislang noch in den Sternen. Uni-Rektor Jürgen Fohrmann, der für die Neubesetzung der vakanten Stelle verantwortlich ist, befindet sich nach Angaben von Universitätssprecher Andreas Archut derzeit in Urlaub. "Wie es nun strukturell weitergeht, liegt in den Händen des Uni-Rektors", sagt auch die im vergangenen Jahr von Fohrmann verpflichtete Kulturintendantin der Bonner Universität, Anja Stadler, auf Nachfrage.

Sie verwies gestern auf die anstehende Rektorsitzung am 10. April, von der sie sich in allen offenen Fragen Antworten verspricht. "Ich persönlich bin nicht glücklich darüber, wie es gelaufen ist", resümiert sie. Ihrer Ansicht nach braucht man nun dringend einen "Abstand von der Aufgeregtheit".

Noch sind viele Dinge ungeklärt: Wird die Stelle des Akademischen Musikdirektors neu ausgeschrieben? Wird es erneut eine Findungskommission geben? Werden im Verlauf des Sommersemesters Kandidaten für Probedirigate eingeladen? Wann könnte ein neuer Musikdirektor frühestens mit der Arbeit beginnen? Wird möglicherweise doch ein Interims-Dirigent verpflichtet, um den Probenbetrieb aufrecht zu erhalten?

Der Streit zwischen Uni-Leitung und den Mitgliedern des Collegium musicum hatte sich vor allem an der Besetzung der Findungskommission entzündet, die eingerichtet worden war, nachdem das Collegium einen ersten von Rektor und Kulturintendantin vorgeschlagenen Kandidaten abgelehnt hatte. Die Berufungskommission bestand zunächst aus Dieter Engels (Vorsitzender des Hochschulrats), Anja Stadler, den Bonner Musikwissenschaftlern Bettina Schlüter und Erik Fischer sowie Kirchenmusikdirektor Thomas Neuhoff und den zwei studentischen Vertretern Paul Schempp und Magdalena Möhlenkamp.

In der Kommission war man sich offenbar früh darüber einig, dass noch eine weitere Persönlichkeit aus der Musikpraxis hinzugezogen werden sollte. Über die Besetzung konnte jedoch keine Einigkeit erzielt werden, so dass die Kommission ihre Arbeit aufgab. Ein für den 8./9. März terminiertes Probedirigat mit den Bewerbern wurde daraufhin abgesagt.

Uni-Sprecher Archut gibt sich dennoch optimistisch, dass es mit dem Collegium musicum weitergeht. "Das ist unser erklärtes Ziel", betonte er. "Wir suchen eine Lösung, die zu mehr Kultur führt und nicht zu weniger."

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