"Christ und Welt" im Bonner Pantheon Königin der Nacht

Bonn · Huch. Jetzt sind wir doch tatsächlich schon beim halben Dutzend angelangt. Was überaus erfreulich ist. Zum sechsten Mal bitten die Edelfedern der "Zeit"-Edelbeilage "Christ und Welt" zum heiter-sinnlichen Liederabend unter dem Respekt einflößenden Motto "Wir können auch anders" ins Pantheon.

Diesjähriger Untertitel: "Schalten und Falten". Schönheitschirurgie, Origami oder Physik-Baukasten mit Gebrauchsanleitung? Mitnichten.

Moderator Hans Joachim Neubauer assoziiert vor dem Hintergrund der unbestritten dunklen Jahreszeit vielmehr hausgemachten wie ungebetenen Insektenbesuch: "Ein Dreh am Schalter und schon kommt der Falter." Ein bisschen weiter wird dann doch noch geflattert, beziehungsweise gesprungen, und zwar bis zum Papier als "Rohstoff für uns Journalisten". Unmissverständlich: "Ein entschiedenes Bekenntnis zum Papier - und zwar zum Bedruckten."

Das musikalische Paket ist in angenehm vertrauter Form geschnürt. Astrid Prange lässt mit ihrer brasilianischen Band Só Sucesso das Novembergrau der rheinischen Tiefebene mit einem Wisch vergessen. Andreas Öhler bewegt sich garderobenmäßig auf einen Wildwest-Bestatter mit der Kopfgeldjäger-Grandezza eines Lee van Cleef zu. Der tapsige Trouvaillen-Troubadour begeistert insbesondere mit der Ballade "Vom alten Hund" - jedwede Ähnlichkeiten mit dem Interpreten wären alles andere als rein zufällig.

Dann landet ein schwarzer Engel namens Christiane Florin mit sanftem Flügelschlag auf der Bühne und changiert zu einer Femme fatale im kleinen Schwarzen, die mit hypnotischer Aura deutsche und französische Chansons zelebriert. Erich Kästner, Dalida, Gilbert Bécauds "Et maintenant", Daliah Lavis "Nicht mehr 17" tauchen in dem sinnlichen Reigen auf. Christiane Florin ist die melancholische, verführerische, sirenenhafte Königin der Nacht. So nah und doch so fern.

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