"Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" Kinderbuchklassiker in den Kammerspielen

Bonn · Kennen Sie Busa? 46 cm Durchmesser, 145 cm lang und grün. Gibt's bei Ikea für schlappe 14,99 Euro. In den Godesberger Kammerspielen ist ein Spieltunnel wie Busa jetzt sogar zu Theaterehren gekommen, genauso wie Unmengen roter Legosteine, ein anderer Klassiker des Kinderzimmers. Grund dafür ist ein Klassiker der Kinderliteratur

 Aufregung im Kinderzimmer: Szene aus "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt".

Aufregung im Kinderzimmer: Szene aus "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt".

Foto: Thomas Brill

Die Geschichte des jungen Erfinders Tobbi, der gemeinsam mit dem Roboter Robbi und dem hubschrauberähnlichen Fliewatüüt auf eine abenteuerliche Reise geht. Boy Lornsens 1967 erschienene Geschichte hat sich schnell zu einem wahren Kultbuch entwickelt, das bereits 1972 verfilmt wurde und nun in Bonn auf die Bühne gebracht wird.

Busa und Lego spielen dort eine durchaus wesentliche Rolle, ist ersterer doch als schier unendlich langer Hals des sympathischen Urzeitmonsters Nessi wiederzufinden, dem die Protagonisten auf ihrer Reise begegnen, und aus Lego ist das knuffige Fliewatüüt gebastelt, in dem sie diese Reise antreten. Beide sind ein Symbol dafür, dass die gelungene, durch Jasper Brandis und Elisa Hempel besorgte Adaption das familiäre Zielpublikum dort abholt, wo es herkommt: aus dem Kinderzimmer. Und daran hat auch das von der Kölner Puppenschmiede Puppetempire kreierte Bühnenbild einen ganz entscheidenden Anteil. Dazu gehören nämlich nicht nur Nessi, sondern auch andere, von Simon Forster und Julia Sewing bediente und gesprochene Puppen, die mit ihrem liebenswerten Charme die Inszenierung bereichern. Auch die vom klassischen Puppentheater inspirierten Zwischenepisoden sind sehr amüsant, kurzweilig und geglückt.

Der Klamauk kommt bei dieser Inszenierung zwar nicht zu kurz, wird jedoch nicht um seiner selbst willen ausgewalzt. Nur manche Gesten des ganz cool auf Heelis über die Bühne cruisenden Robbi wirken zuweilen etwas ordinär, was die ansonsten sehr kindgerechte Inszenierung eigentlich nicht nötig hätte.

Auch wenn die Originalgeschichte für die Bühne auf das Wesentliche eingedampft und geschickt für Theaterverhältnisse montiert worden ist, hat sie dabei jedoch nichts von ihrer Verständlichkeit und ihrem Reiz eingebüßt. Das liegt nicht zuletzt an den hinreißenden Hauptdarstellern Manuel Zschunke (Tobbi) und Alois Reinhardt (Robbi), die immer authentisch und engagiert den Charakterzügen und Macken ihrer Figuren eine unverwechselbare Kontur geben. In gleich vier Rollen ist Andrey Kaminsky zu sehen und jeder davon verleiht er eine eigene, charakteristische Aura, dem kernigen Leuchtturmwärter Matthias ebenso wie dem irren Zauberer Sir Joshua.

Inklusive Pause dauert die Inszenierung, die Kinder gut unterhält und für viele Eltern eine schöne Erinnerung an die eigene Kindheit bieten dürfte, rund eindreiviertel Stunden. Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt in den Kammerspielen, das ist ein buntes und gut gelauntes Multimedia-Spektakel, bei dem aber weder trendiges Multimedia-Gedöns, noch das Spektakel an sich im Vordergrund stehen, sondern die zielgruppengerechte Aufbereitung eines Kinderbuch-Klassikers, wie auch das kunterbunte, als Spiel- und Lesebuch gestaltete Programmheft zeigt. Fazit: ein großes Vergnügen für Jung und Alt.

Nächste Aufführung am 29. November, 16 Uhr, bis zum 1. Februar folgen noch weitere 26 Vorstellungen zu unterschiedlichen Anfangszeiten. Karten gibt es unter anderem in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen

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