Kölsche Mundart-Band Kasalla beendete Tour in Bonn

BEUEL · Die ersten Gitarrentöne versetzen Annett in Ekstase, schnell wird das Bier in ihrer Hand durch ein Schild ausgetauscht: "Zwei Bonner grüßen Kasalla" reckt sie in Richtung Bühne. Die wird in diesem Moment durch fünf Jungs bestürmt, die ersten Lied-Zeilen des Abends sind maßgeschneidert.

"600 Kilometer fott vun däm wat heimat es", singt Kasalla-Sänger Bastian Campmann. Ein johlen geht durch die Menge. Vielen im Hamburger Club "Knust" singt Campmann damit aus der Seele. Köln, und das Rheinland sind weit weg, doch mit Kasalla kommen für einen Abend zumindest die Sprache und ihre Musik auf den Kiez.

Mittendrin sind Annett und ihr Mann. Sie sind der Band hinterher gefahren. "Weil die Jungs einfach echt sind, authentisch, und weil sie tolle Musik machen", beschreibt es Annett. So toll, dass sie den gemeinsamen Urlaub in die Hansestadt auf den Zeitraum des Konzerts legte - hinter dem Rücken ihres Mannes. Der blickt dabei etwas grimmig und nickt. "Aber so ist das schon alles in Ordnung, die Jungs sind klasse", gesteht er ein.

Die Jungs. Das sind, neben Bastian Campmann (37), Gitarrist Flo Peil (34), Keyboarder Rene Schwiers (35), Bassist Sebastian Wagner (33) und Schlagzeuger Nils Plum (29). Seit mindestens zehn Jahren macht jedes der Bandmitglieder Musik, doch erst 2011 fanden sie als Kasalla zusammen, ein Jahr später wurde "Pirate" bei "Loss mer singe" zum ersten großen Hit. Seither füllt die Band in Köln und Region große Hallen, spielt auf Veranstaltungen wie "Arsch huh", Rhein in Flammen oder bei der Aufstiegsfeier des 1. FC Köln vor 50.000 Menschen.

Im "Knust" sind es gerade mal rund 400. "Aber die sind nur wegen uns hier, in Hamburg, das ist schon ein wenig verrückt", weiß Campmann es zu schätzen, dass tatsächlich Hunderte in der Hansestadt an diesem Abend die Musik seiner Band hören wollen. Und dabei hat längst nicht jeder im "Knust" rheinländische Wurzeln.

Melanie ist gebürtige Hamburgerin, seit 24 Jahren lebt sie nun hier, "aber ich habe mich in Köln verliebt, irgendwann zieh ich dort hin". Andere, wie das Punker-Pärchen aus Sankt Pauli, zog es zufällig in die alte Industriehalle direkt am Millerntor. "Wir wollten einfach mal schauen, was die drauf haben." Nach zwei Stunden sind beide vom Springen, Klatschen und Tanzen durchgeschwitzt. Dass sie kaum ein Lied mitsingen konnten - geschenkt. "Englisch versteh ich auch nicht immer, die Musik ist gut, das ist's was zählt."

Ähnliche Rückmeldungen erhielt die Band in den Tagen zuvor bereits aus München und Berlin. "Immer en Bewäjung-Tour", unter diesem Motto versucht Kasalla, kölsche Musik in die übrigen Metropolen der Republik zu tragen. Und auch wenn Flo Peil die Musik der Band als "experimentell" bezeichnet, in einer Sache machen die Kölner auch auf ihrer Exil-Tour keine Experimente: "Alles kann - kölsch muss. Von uns wird es niemals ein hochdeutsches Lied geben", sagt Peil.

Das kommt an. In München, Berlin und Hamburg, vor allem aber "ze Huus". Zum Abschluss der kleinen Deutschland-Tour feierten gestern Abend rund 1200 Fans im Bonner Brückenforum die Rückkehr ins Rheinland. In der ersten Reihe wieder dabei: Annett, dieses Mal als Lokalmatadorin. Länger als bis Donnerstagabend war der Hamburg-Urlaub natürlich nicht geplant, wenn die fünf rheinischen Jungs dort spielen, "wo Heimat es".

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