Kuratorin im Bonner Kunstmuseum Interesse an August Macke und der Kunst des Rheinlands

Beinahe 35 Jahre ist es her, dass Irene Kleinschmidt-Altpeter am Aschermittwoch des Jahres 1979, salopp gesagt, in Bonn aufschlug. Die junge Kunsthistorikerin, geboren in der Nähe von Bremen, hatte in München und Wien studiert und mit den Nebenfächern Psychologie und Italianistik über Tintoretto promoviert.

 Im Kontakt mit der Kunst: Irene Kleinschmidt-Altpeter.

Im Kontakt mit der Kunst: Irene Kleinschmidt-Altpeter.

Foto: Schoenebeck

In der Grafischen Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlung hatte sie volontiert und war ein Jahr als Stipendiatin in Venedig gewesen. "Damals begann ich, mich für moderne Kunst zu interessieren", sagt die inzwischen frischgebackene Pensionärin, als wir uns in ihrem Büro im Kunstmuseum treffen. Die Forschung sei ihr immer wichtig gewesen, aber der lebendige Umgang mit zeitgenössischen Künstlern habe gefehlt.

"Das Rheinland fand ich spannend und obwohl ich noch nie in Bonn gewesen war, bewarb ich mich auf die ausgeschriebene Stelle im Kunstmuseum." Der erste Auftritt in der damaligen Hauptstadt also am Aschermittwoch, damals noch im alten Gebäude in der Rathausgasse. "Es war nichts los, die Straßen wie leergefegt. Direktor Dierck Stemmler sortierte Papiere und sagte? erzählen Sie mal". Die Italienerfahrene Mitarbeiterin kniete sich fortan in den Sammlungsbestand, befasste sich intensiv mit August Macke und den Rheinischen Expressionisten, wirkte am zweibändigen Bestandskatalog und etlichen großen Ausstellungen mit.

Wenige Jahre später, 1985, wurde mit dem Beschluss für den Neubau auch der Grundstein für einen nicht zu unterschätzenden Prestigegewinn des städtischen Kunstmuseums in der nationalen Museumsszene gelegt. Zeitgleich mit der Juryentscheidung zugunsten von Axel Schultes trat Katharina Schmidt ihr Direktorenamt an. Als der Museumsneubau 1992 eingeweiht wurde, kehrte Irene Kleinschmidt-Alpeter gerade aus ihrem einjährigen Erziehungsurlaub nach der Geburt ihres zweiten Kindes zurück. "Die anderen Mitarbeiter hatten sich bereits ihre Büros ausgesucht, für mich blieb noch dieses hier übrig." Es ist das letzte, aber sicher nicht das schlechteste Zimmer, am Ende eines schmalen Ganges, an der äußersten Ecke des Museums, mit Blick auf die vielbefahrene B9. Heute, über 20 Jahre und zwei Museumsdirektoren später, findet Irene Kleinschmidt-Alpeter, dass das Museum in einem guten Zustand ist.

Dieter Ronte und der jetzige Intendant Stephan Berg hätten, wie die vorherigen Direktoren, ihre eigenen Akzente gesetzt, aber seien sorgsam und kreativ mit der Sammlung umgegangen. Kuratorische Freiheiten seien immer selbstverständlich gewesen, aber das Tempo habe, besonders seit Einführung der Computer, enorm angezogen. In Bonn kümmerte sich Irene Kleinschmidt-Altpeter vor allem um die regionale Kunstlandschaft, die ihr sehr wichtig ist. Verändert hat sich auch hier einiges. "Der Bundesverband Bildender Künstler war in den 80er Jahren aktiver und die Galerienszene ist auch im Umbruch." Aber die direkte Zusammenarbeit mit den Künstlern ist ein hoch geschätzter Teil ihrer Arbeit geblieben. Zuletzt mit Antonia Low, der Kunstpreisträgerin 2013 der Stadt Bonn.

Mit der Finissage-Führung am 11. Januar (um 11 Uhr) durch die Ausstellung von Antonia Low ist das offizielle Arbeitsleben der dienstältesten Kuratorin am Kunstmuseum endgültig beendet. Die Kunst, sagt sie, bleibe das große Interesse ihres Lebens, aber der Kunstbesitz sei ihr dennoch kein Bedürfnis. "Die Moderne bereichert mich als Mensch und eröffnet neue Denkräume, aber eine Sammlerin bin ich nicht." Worauf sie sich nach der Pensionierung freut? "Endlich einmal unverplant aufwachen und einfach das zu machen, was mir wichtig erscheint. Die Kunst wird immer irgendwie ein Teil davon sein."

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