Papier zur Kulturfinanzierung Intendant Bernhard Helmich kritisiert OB Jürgen Nimptsch

BONN · Mit heftiger Kritik hat der Bonner Generalintendant Bernhard Helmich auf die Stellungnahme von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch zur Kulturfinanzierung und die neuerlichen Pläne einer Opernfusion mit Köln reagiert.

"Der Eindruck, den die ständigen OB-Attacken auf die Hochkultur deutschlandweit auslösen, ist katastrophal", klagte Helmich über seinen Dienstherrn Nimptsch, "man weiß ja anderswo nicht, dass er ein einsamer Sektierer auf einem sinnlosen Kreuzzug ist." Wenn sich die Stadt durch ihren obersten Repräsentanten weiter "so kulturfeindlich mit billigstem Populismus" präsentiere, sehe er "die großen Chancen, die Bonn 2020 hat, sehr ernsthaft gefährdet", sagte Helmich dieser Zeitung.

"Mit völligem Unverständnis" hat die schwarz-grüne Koalition Nimptschs Ausführungen zur Kenntnis genommen. "OB Nimptsch bleibt unbeirrt auf dem politischen Egotrip", sagten die kulturpolitischen Sprecher Markus Schuck (CDU) und Gisela Mengelberg (Grüne).

"Fakt ist, dass die Zuwendungen für das Theater gegenüber der letzten Weise-Spielzeit von 29,6 Millionen Euro zunächst auf knapp 28 Millionen Euro sinken und trotz der Tarifsteigerung auch in der Spielzeit 2017/18 mit knapp 29 Millionen geringer ausfallen werden als der Weise-Etat aus 2012/13", so Mengelberg. Die Einsparung von 3,5 Millionen Euro bedeute eine riesige Kraftanstrengung für das Theater. "Diese Anstrengungen konterkariert der OB durch seine unausgegorenen Einlassungen. Wir fordern ein Ende der Brüskierung des Intendanten."

Zweifel bestehen bei der Koalition ferner, was Nimptschs Pläne für das Beethoven-Jubiläum 2020 und die Forderungen des OB an den Bund angeht. "Nach dem Motto, bitte helft uns beim Beethovenjahr, wir organisieren inzwischen den Kahlschlag bei Oper, Theater und Orchester in Bonn, wird es sicher nicht gelingen", sagte Markus Schuck. "Der OB riskiert, dass das Beet-hovenjahr 2020 ohne Bonn ausschließlich in Berlin gefeiert wird."

Verwunderung herrscht auch bei der Bonner FDP-Fraktion, auf deren Große Anfrage "Langfristige Zukunft des Kulturhaushaltes" für die nächste Sitzung des Kulturausschusses Nimptsch geantwortet hatte. FDP-Kultursprecher Wilfried Löbach meinte: "Wenn der Oberbürgermeister in der Diskussion um die Zukunft des Kulturhaushaltes immer wieder stereotyp die Opernfusion mit Köln hervorkramt - wissend, dass er weder in Köln noch in der Bonner Kommunalpolitik auf Unterstützung trifft -, zweifelt man langsam an der Ernsthaftigkeit seines Willens zu einer Spardiskussion."

Auf Kritik stößt auch Nimptschs Vorschlag fürs Orchester für den Fall einer Unterbeschäftigung durch die Opernfusion. Löbach fände mehr Tourneen gut und würde sich freuen, das Beethoven Orcherster "in den Top 20 des weltweiten Orchester-Rankings" zu sehen. Doch sei dies mit der personellen Ausstattung nicht machbar. "Das wäre so, als wenn man von einem Stabhochspringer eine Höhe von sechs Metern fordert, ihm aber nur einen Bambusstab in die Hand drückt", meinte Löbach.

Für den Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, gibt es keinerlei Anhaltspunkte, dass ein Orchester, das weniger im Graben spiele, besser werde. "Die Spitzenorchester in Leipzig und Dresden spielen viel in der Oper." Problematisch sieht Bolwin Nimptschs Fusionspläne. Die von ihm angeführten Fusionen seien vor Jahrzehnten entstanden, "heute ist alles komplizierter, und die Spareffekte sind illusorisch", sagte er auf Anfrage. Man müsse sich fragen: "Was bedeutet das für Bonn?" Und man müsste das Thema Entlassungen ansprechen.

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