"Das Foyer" Installation von Mandla Reuter im Kunstmuseum Bonn

BONN · Die kräftige Palme, die im dicken schwarzen Plastikkübel auf einer Euro-Palette steht, dominiert den Raum und wirkt irgendwie fehl am Platz.

 Mandla Reuter inmitten seiner Installation "Das Foyer", in deren Zentrum ein Lastenaufzug des Kunstmuseums steht.

Mandla Reuter inmitten seiner Installation "Das Foyer", in deren Zentrum ein Lastenaufzug des Kunstmuseums steht.

Foto: Franz Fischer

Lebende Pflanzen sind aller Erfahrung nach selten in Kunstmuseen zu sehen, und der Durchblick zum angrenzenden Raum, in dem Franz Ackermann die Wände mit starken Farben und vegetabilen Formen bemalt hat, bestärkt das befremdliche Gefühl, das einen unter der echten Palme beschleicht.

Es hilft, sich die neue Installation von Mandla Reuter im Kunstmuseum Bonn wie eine dreidimensionale Collage vorzustellen. Oder als Möblierung eines Ortes, in dem jedes Einzelstück nicht nur sich selbst repräsentiert, sondern eine weitere Bedeutungsebene in den Gesamtzusammenhang einschleust.

Es hilft weiterhin, die Arbeit von Reuter mit dem Titel "Das Foyer" als Auftragsarbeit zu verstehen, die den Blick auf einen bestimmten Aspekt des Museums lenken will. Auftraggeber ist die Kunststiftung NRW, die anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums 25 Künstler in je eine von 25 musealen Einrichtungen des Landes geschickt hat, damit sie dort ein Kunstwerk entwickeln und hinterlassen sollen. Aufgabe war es, das Profil des Museums zu reflektieren und den Blick auf das eigentliche museale Kerngeschäft, das Sammeln, zu lenken. Die Auswahl von Museen und Künstlern sowie die Zuordnung von beiden war durch Juroren erfolgt.

So kam es, dass Mandla Reuter, der seit vielen Jahren in Berlin und Basel ansässig ist, zu Beginn des Jahres im Kunstmuseum Bonn vorstellig wurde, um aus der Begegnung mit der Sammlung ein neues Kunstwerk zu entwickeln. Er habe sich auf das Haus und dessen Architektur gefreut, sagt der 38-jährige Künstler beim Pressegespräch, denn er interessiere sich für Architektur und speziell für Übergangsorte, wie Aufzüge, Durchgänge oder Foyers. Hier beginnt die Gedankenwelt von Mandla Reuter.

Leicht macht er es dem Betrachter nicht mit seiner installativen Möblierung. Neben der bereits erwähnten Palme, die auch in jedem großzügigen Unternehmensfoyer ihren Platz finden könnte und deren Anwesenheit vom Klangteppich einer Fahrstuhlmusik untermalt wird, gehört der Lastenaufzug des Kunstmuseums als zentraler Bestandteil dazu. Der Aufzug, der Kunstwerke von der Anlieferung in die Ausstellungsräume bringt und normalerweise für das Publikum unsichtbar bleibt, hat sich nun zum Raum hin geöffnet, und es scheint, als habe er einiges mitgebracht.

An der Wand lehnt eine große Plexiglasscheibe, die genau die Maße der Museumsdurchgänge hat, es gibt einen unbenutzten Rahmen und zwei Skulpturen von Max Ernst, die Reuter im Depot entdeckte, ein Architekturmodell des Kunstmuseums und einen mysteriösen Briefumschlag.

Er ist der indirekte Beleg für einen absurden Ort. Einem realen Stück Land in Los Angeles wurde vom dortigen Katasteramt eine Adresse zugewiesen, die aber von der örtlichen Post als solche nicht erkannt wird. Die Briefe, die Mandla Reuter immer wieder an diese Adresse schickt, kommen mit immer neuen Kommentaren und Aufklebern "return to sender" postwendend zurück. Auch die gesamte Installation von Mandla Reuter im Kunstmuseum ist im Grunde so ein Ort, beziehungsweise ein Konzept, das sich über repräsentative Versatzstücke an einem realen Ort manifestiert.

Die Arbeit wird in den Besitz des Kunstmuseums übergehen, aber sobald die Ausstellung endet, wird der Lastenaufzug nicht mehr zum Kunstwerk gehören und seinen profanen Dienst wieder aufnehmen. Auch die Skulpturen werden wieder im Depot landen, und für die Palme muss sich eine andere Verwendung finden. Bis dahin kann der Besucher "Das Foyer" zum Anlass nehmen und über das Museum, das doch das genaue Gegenteil von einem Übergangsort sein will, einmal neu nachzudenken.

Kunstmuseum Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 2, bis 14. September 2014, Di-So 11-18, Mi 11-21 Uhr.

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