Pantheon-Theater Bonn Ingolf Lück zieht Bilanz

BONN · Die meisten Kabarettisten und Comedians wollen keine Presse in ihren Voraufführungen. Das ist die Phase vor der offiziellen Premiere, in der Themen und Pointen vor Live-Publikum getestet werden, es wird vieles ausprobiert und vieles wieder verworfen.

Ingolf Lück beweist also Courage, wenn er für den dritten Preview seines neuesten Bühnenprogramms "Ach Lück mich doch" die Journalisten ins Pantheon einlässt. Wer wagt, gewinnt: Da kommt was ganz Großes. Eine hochinteressante, originelle und insbesondere sehr mutige Crossover-Performance eines 55-jährigen Veteranen von der deutschen Unterhaltungsfront.

Lück greift in zwei Transportkisten, wie man sie vom Zirkus oder von Straßenkünstlern kennt, und fischt Memorabilien aus den glorreichen 1980-er Jahren heraus: Haarspray, Polaroid-Kamera, ein "Praline"-Heft, einen Stapel Liebesbriefe; und eine alte VHS-Kassette.

Das Videoband zeigt einen (dank ausgezeichnetem Maskenbild und detailverliebter Requisite herrlich reproduzierten) Amateurfilm aus dem Jahr 1985: Ingolf Lück sieht aus wie Charlie Sheen in der "Top Gun"-Parodie "Hot Shots!" und feuert einen überschäumenden Monolog ab, der sich vorrangig auf seine Ära als Moderator der Kult-Fernsehsendung "Formel Eins" bezieht. In genau dieser Aufmachung übernimmt dann der Bühnen-Ingolf das Wort vom Video-Ingolf: Ein Kunstgriff, den Lück später im Rückblick auf seine Zeit als Anchorman der "Wochenshow" erneut anwendet.

Die einrahmenden Stand-Up-Gags sind zwar Standard und mögen noch nicht an allen Stellen so richtig passen. Aber die gnadenlose, wuchtige Selbstironie (und Selbstkritik!), mit der Ingolf Lück seine eigene Karriere und die Entertainmentbranche spiegelt, ist nichts anderes als eine Sternstunde des Genres.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort