Start in die Bonner Ausstellungssaison Im Kunstrausch

Bonn · Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Nordstadt kulturell so lebendig ist wie schon lange nicht mehr, dann war es dieser offizielle Start in die neue Kunstsaison am Wochenende. Zum zweiten Mal hatten sich etliche Bonner Kulturinstitutionen zusammengetan, um gemeinsam zu zeigen, was sie draufhaben.

 Die Nordstadt-Szene stellt sich mit neuem Selbstbewusstsein vor: Straßenkunst im Macke-Viertel.

Die Nordstadt-Szene stellt sich mit neuem Selbstbewusstsein vor: Straßenkunst im Macke-Viertel.

Foto: Gudrun V. Schoenebeck

Und das kann sich sehen lassen, zumal sich die Liste der kulturell interessanten Stationen nach dem im letzten Jahr noch etwas holprig angelaufenen Saisonstart auf 19 erweitert hatte. Mehr als genug, um einen ganzen Samstag lang bei sonnigem Wetter mit dem Shuttle quer durch die Stadt zu fahren, an geführten Rundgängen, Künstlergesprächen und Konzerten teilzunehmen oder einfach die Atmosphäre auf dem Platz vor dem Kunstverein zu genießen. Dort war schließlich auch die Abschlussparty anberaumt, nachdem die aktuelle Ausstellung der beiden Peter-Mertes-Stipendiaten Alexander Bornschein und Lukas Müller (leider ohne Mikrofon) eröffnet worden war.

Berauscht vom Erfolg eines geglückten Tages und vom Wein des Kunstvereins durfte man sich und die Kunst getrost feiern. Und vor allem auch ein Stadtviertel, in dem es zwar immer schon Kunst gegeben hat, dass sich aber zunehmend und zu Recht mit neuem Selbstbewusstsein etwa gegenüber den etablierten Häusern an der Museumsmeile behauptet. Die Nordstadt zwischen Macke Haus und Frauenmuseum, zwischen Cornelia Genschows Galerie in der Eifelstraße und der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung ist schick geworden. Ob hier vielleicht eine Gentrifizierung des Stadtteils ihre Schatten vorauswirft, ist eine andere Frage.

Jedenfalls haben sich in den letzten Jahren Galerien oder Kulturstätten angesiedelt, die das kulturelle Gesicht der Nordstadt markanter haben werden lassen. Hans Vetter mit seinem Kunstraum 21 in einem kleinen Ladenlokal am Frankenbad gehört dazu, ebenso wie die Fabrik 45 in einer ehemaligen Maschinenhalle nahe der Viktoriabrücke. Natascha Cuschie, die diesen "Open Space" vor drei Jahren eröffnet hat, ist Gastgeberin für unterschiedliche Veranstaltungen und hatte zum Saisonstart die in Bonn lebende koreanische Malerin Hyunsoo Kim mit den beiden Klangkünstlern Dominik Schetting und Oliver von Klösterlein eingeladen.

Ebenfalls vor drei Jahren öffnete Pasquale Demeco in der Maxstraße sein S.Y.L.A.NTENHEIM, in dem er nach dem Motto "support your local art" Künstlern, ohne selbst kuratorisch einzugreifen, eine Ausstellungsmöglichkeit bietet. Inzwischen hat er so viele Bewerbungen vorliegen, dass er die Reihenfolge per Los bestimmen muss. Erstaunlicherweise kommt bei diesem Konzept, das "jedem bedingungslos" eine Ausstellung gewährt, eine (meist) derart hohe Qualität zustande, dass man sich fragen muss, inwieweit man damit andere strengere galeristische Konzepte in Frage stellen könnte.

Die aktuelle Ausstellung heißt "Einsicht" und zeigt eine Auswahl von Arbeiten, mit denen die Künstler der letzten drei Jahre ihr "Asyl" in der Maxstraße bezahlt haben. Das "Sylantenheim" hätte es verdient, den Status des ewigen Geheimtipps loszuwerden. Vielleicht ist das mit dem diesjährigen Saisonstart gelungen.

Im Sylantenheim, Maxstraße 55, läuft bis 4. Dezember die Ausstellung "Einsicht", Mi-Fr 15-18 Uhr. Die nächste Veranstaltung in der Fabrik 45, Hochstadenring 45, ist eine Krimi-Lesung mit Judith Merchant am 27. August um 19 Uhr.

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