"Der Staat gegen Fritz Bauer" Im Kampf für die Humanität

Bonn · Lars Kraume und Burghart Klaußner stellten den Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" im Rex vor. Am Donnerstag kommt der Film ins Kino.

 Im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Burghart Klaußner).

Im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Burghart Klaußner).

Foto: Alamode Film

Er war mutig, kompromisslos und heldenhaft im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit und hatte den Staat gegen sich: der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Bauer war maßgeblich für das Zustandekommen der Frankfurter Auschwitzprozesse der 1960er Jahre verantwortlich. Doch erst nach seinem Tod wurde sein Verdienst um die Ergreifung des SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann bekannt.

Am 1. Oktober kommt das kraftvolle Filmporträt "Der Staat gegen Fritz Bauer" ins Kino, das ihm die gebührende Ehre erweist. Vorab präsentierten Regisseur Lars Kraume und Hauptdarsteller Burghart Klaußner den Publikumspreisträger des Locarno Filmfestivals auf großer Deutschland-Tour.

"Zuerst dachte ich: Das schaffe ich nie, aufgrund seiner ausufernden Körperlichkeit und seiner ganz eigenen Art nicht zu spielen. Schon aus Respekt. Doch dann war ich so fasziniert , dass ich mich ihm quasi im Sekundenflash angenähert habe", erzählte der müde, aber dennoch gut gelaunte Klaußner vor der Premiere im Bonner Rex-Kino. Er habe die Figur Fritz Bauer nahezu "eingeatmet". Dies ist im Film deutlich spürbar: Klaußner verkörpert Bauer auf subtilste Art und Weise, sei es durch feinste Mimik und Gestik oder durch die Redeweise mit schwäbischer Dialekt-Einfärbung. Die Herausforderung dabei, solch eine Heldenfigur zu spielen? "Die bestimmte Nuance zu erwischen, die man wählen muss, um eine historische Persönlichkeit zu zeichnen", sagte Klaußner. Es sei keine reine Imitation, sondern "der Versuch, einen Zeitgenossen einer bestimmten Epoche aber zugleich auch eine reale Person zu verkörpern".

Die Figur Bauer und Klaußner haben vor allem eines gemeinsam: den köstlich trockenen Humor. Sätze Bauers wie "Ich wäre der Erste, der sich auf einem Familienfest entspannen kann" seien der Kreativität Kraumes zu verdanken.

Im Film ist Fritz Bauer ein "hustender Cowboy", dessen Heroismus sich darin äußert, dass er "erstens fast vergessen und dann wiederentdeckt wurde, und zweitens in seinem Kampf allein dastand", so Klaußner. Er ließ sich nie vom Weg der Humanität abbringen. "Fritz Bauer hat es geschafft, seine Haltung gegen alle Widerstände aufrechtzuerhalten."

Nach der Vorstellung beantworteten Klaußner und Kraume in lustig lockerer Atmosphäre die Fragen der hellauf begeisterten Zuschauer. Das Rex war am Mittwochabend mit 250 Zuschauern gut gefüllt. Gelobt wurde neben dem Drehbuch und der schauspielerischen Leistung auch der Dekor, der 50er-Jahre-Authentizität schafft - ganz ohne Nierentische, ganz ohne überflüssige Klischees. Drei Jahre lang habe Kraume am Drehbuch gearbeitet. Die Zusammenarbeit stellte sich als außerordentlich erfreulich dar: "Ich bin Lars Kraume, dem Regisseur, sehr dankbar, wir haben, auch am Buch, sehr eng zusammengearbeitet", sagte Klaußner.

Grimme-Preisträger Kraume betonte, dass die Heldengeschichte auch junges Publikum anspreche, da Bauer etwas Zeitloses in sich trage, er sei eine Inspiration. "Auch heute gibt es viele Dinge, für die aufgestanden werden müsste." Wichtig ist zudem, dass auch die jüngere Generation sich bewusst ist, dass trotz eines neuen Grundgesetzes die Nazis nicht plötzlich wie vom Erdboden verschluckt waren. Das Rex zeigt "Der Staat gegen Fritz Bauer" demnächst in Schulvorstellungen. Seine Theater-Vergangenheit merkt man Klaußner deutlich an: Er gibt sich im Gespräch lässig familiär und weiß, wie er das Publikum zum Lachen bringen kann. Auf die Frage nach dem Zeitaufwand in der Maske antwortete der 66-Jährige trocken: "35 Minuten. Wie bei der ganzen Schauspielerei: Es kommt ja nicht von außen."

Anfragen wegen der Schulvorstellungen per E-Mail an: luetz@rex-filmbuehne.de.

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