Ausstellung in Bonn Hilli Hassemer präsentiert fließende Formen in der Galerie Reul
Bonn · Einen Pinsel habe sie schon lange nicht mehr benutzt, erzählt Hilli Hassemer während der Eröffnung ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie Reul.
Die Farbe schüttet die Künstlerin direkt auf die Leinwand, die sie dann in unterschiedliche Richtungen dreht und so den Verlauf des Liniennetzes kontrolliert. Die regelmäßigen, aber dennoch unperfekten Strukturen mit ihren fließenden Formen wirken seltsam belebt, so als ob sie ihren eigenen Gesetzen folgen oder Ausschnitte aus größeren Zusammenhängen zeigen. Manchmal überzieht Hilli Hassemer, die im französischen Nîmes und in Düsseldorf studiert hat, ihre Leinwände mit glänzenden Acryllacken in dominanten Farben, unter denen rätselhafte Strukturen zu erahnen sind.
Und immer werden die Seiten der Leinwände malerisch einbezogen. Hier laufen die Farbspuren weiter und machen oftmals das sichtbar, was in der Frontansicht verborgen bleibt. "Es geht um Chaos und Ordnung, um die Fassade und das, was darunter liegt", sagt die 47-jährige Künstlerin.
Inspirationen für ihre abstrakten Gleichnisse nimmt sie aus den Naturwissenschaften, der Psychologie, aus der Natur, Musik oder Literatur. Dazu gehört auch die poetische, wortspielerische, manchmal humorvolle Titelgebung der Werke, ohne dass diese eine Bebilderung sein wollen.
So wie im eindrucksvollen Großformat "Gut geschlafen. Oranges Morgenlicht". Der Titel ist ein Zitat aus dem Blog des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf und stammt vom Juli letzten Jahres, wenige Wochen vor seinem Tod. Das Bild von Hilli Hassemer dazu ist von einem kräftig orange leuchtenden Liniennetzwerk überzogen, unter dem ein zartes Blau auf schwarzem Untergrund schwebt. Erzählt wird hier nichts, aber alles gesagt.
Galerie Carla Reul, Dürenstraße 9; bis 17. Mai. Di-Fr 14-18, Sa 11-15 Uhr, die Galerie bleibt vom 16. bis 23. April geschlossen.
