Habib Koité bezaubert sein Publikum Heimspiel beim Weltmeister

Bonn · Der malische Musiker war mit dem neuen Album "Soô" in der Endenicher Harmonie zu Gast.

 Lieber Gast in Bonn: Habib Koité. aus Mali.

Lieber Gast in Bonn: Habib Koité. aus Mali.

Foto: Holger John

Liebe und Hoffnung, Familie und pickende Hühner, das verbindet Habib Koité mit seiner Heimat Mali. Das liebt er an diesem seit dem Militärputsch 2012 geschundenen und destabilisierten Land. Zuhause heißt in der Sprache Bambara "Soô", wie auch das neue Album des malischen Sängers und Gitarristen.

Er singt von dieser Heimat mit seiner wunderbaren Stimme, die heiser, rau und weich, melancholisch und aggressiv klingen kann. Dazu ein differenziertes Gitarrenspiel, mal zärtlich, mal entfesselt.

1998 war er das erste Mal in der Harmonie. Es verwundert nicht, dass sich im drangvoll engen Saal etliche melden, die bei Koités erstem Bonner Konzert dabei waren. Dieser sympathische Musiker bindet sein Publikum. Bei seinem fünften Harmonie-Konzert am Sonntagabend dauerte es keine drei Minuten, bis die Menge zu den treibenden Rhythmen, zu den Balladen und Hymnen mitwippte.

Habib Koité hatte in Bonn nicht nur seine hervorragende neue CD "Soô" im Gepäck und Programm, der 56-Jährige hat seine Band auch deutlich verjüngt. Das Urgestein am Bass, Abdoul Wahab Berthe, ist zwar geblieben - Koité weiß seit 22 Jahren, was er an diesem exzellenten Musiker hat.

Neu sind aber die Brüder Issa, ein Zauberer an Banjo und Gitarre, und Mama Kone, der mit dem trockenen Sound seiner Calabash, der Djembé und etlichen Trommeln für Tempo sorgte. Mit dabei schließlich der Keyboarder Charly Coulibaly, der tolle Klangfarben beisteuerte,

Sichtlich gut drauf und manchmal sogar in witziger Choreografie aufeinander abgestimmt legten die Bandmitglieder los, jedes einzelne musikalisch ein Ass, gemeinsam Garanten für einen federnden, stetig vorwärtsdrängenden Sound, der bei geschlossenen Augen die roten Hügel Malis mit ihren Affenbrotbäumen und geduckten Hütten evoziert.

Selbst wenn der musikalische Ausflug auch mal nach Los Angeles ging und die ambivalenten Erfahrungen mit Tequila beschrieb oder ein ziemlich aggressives Lied als Hommage für den Fußballweltmeister Deutschland erklang, Koités Lieder sind doch der imaginäre Soundtrack zur Kultur, zu den Menschen, Traditionen - und Ängsten Malis.

Ja, es gebe "trouble" in seinem Land, räumt der Sänger ein. Um so wichtiger seine Mission: Viele seiner Texte sind politisch, beschreiben gesellschaftliche Zustände. In "Drapeau" besingt er die Flagge Malis, hat dafür die Sprache Dogon gelernt.

Andere Lieder in den malischen Sprachen Bambara, Malinké und Khassonke spiegeln auch den privaten "trouble" Liebender. Eine gewisse Melancholie prägte diesen Abend, gepaart mit einem Rhythmus und einem Sound, der noch lange nachwirkte. Große Freude in der Harmonie - bis zum nächsten Heimspiel.

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