88. WDR-Kabarettfest Grün ist nur noch Özdemirs Hanfpflanze

Es war wahrlich ein Fest, die Schau der sechs Rampensäue, die da am Montagabend im Pantheon zum 88. WDR-Kabarettfest angetreten waren.

Angeführt vom Zwerchfell strapazierenden Moderatoren Tobias Mann reizten hier allesamt Erste-Liga-Kabarettisten ihre Karten aus. Mann selbst hatte die Latte hoch gelegt: etwa mit seiner bitterbösen Alice-Schwarzer-Hommage für alle die, die aus Versehen Steuern hinterziehen und sich doch schon längst wieder in den TV-Talkshows breit machen dürfen. Halsbrecherisch hastete der nur auf den ersten Blick harmlose Christoph Sieber durch seine 20 Minuten. Mit beißendem Zynismus hatte er den Besuch des Emirs von Katar ebenso flott aufgespießt wie die martialische Heldenpose der von der Leyens und Gaucks. Und die Opposition? "Das Einzige, was bei Cem Özdemir noch grün ist, ist seine Hanfpflanze.".

Rebecca Carringtons und Colin Browns Sache war natürlich der britische Humor gepaart mit brillanter Musikalität. So blieb kein Auge trocken, als die schräge Lady mit der London-Symphony-Orchestra-Erfahrung ihr "Dream a little Dream" über den Cello-Körper flötete, während ihr Partner in der Deutschland-Fan-Lederhose "Einigkeit und Recht und Freiheit" in den Dudelsack blies. Das Publikum hielt es kaum auf den Plätzen, auch als der hibbelige Hennes Bender ohne Punkt und Komma ins Mikrophon lästerte: über die Absurdität des Alltags und Politikersprüche à la "Hätte, hätte, Fahrradkette". Eine unverschämte Analyse des Beerdigungspops der Gruppe "Unheilig" schloss sich nahtlos an. Was dann politisch-kabarettistisch noch die ZDF-"Anstalts"-Domina Simone Solga toppte. Quintessenz ihres Parforceritts durch den politischen Dschungel: "Die Welt ist halt eine Kugel. Wenn man immer nach links geht, kommt man irgendwann rechts heraus."

Die Show ist am Samstag, 25. Oktober, ab 15.05 Uhr in der WDR-5-Sendung "Unterhaltung am Wochenende" zu hören.

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