Folklore aus Skandinavien Geschichten von Glückssuchern auf dem Weg in die neue Welt

So hat man eine Geige wahrscheinlich noch nicht oft gehört: Ein wenig an eine gestrichene Sitar erinnernd ist die norwegische Hardangerfiedel mit ihren Resonanzsaiten kein Instrument, das in Deutschland häufig zur Geltung kommt.

Umso reizvoller war da der Besuch von Laura Ellestad in der Brofabrik: Die gebürtige Kanadierin, die die Meisterklasse für Folk Music Performance an der Norwegian Academy of Music absolviert hat und in ihrer Wahlheimat Oslo einen sehr guten Ruf genießt, gab vor leider sehr kleinem Publikum eine Einführung in die ungewohnte Klangwelt des skandinavischen Landes. Zudem erzählte sie Geschichten über jene Hardangerfidel-Spieler, aus deren Repertoire sie sich für das gut einstündige Konzert bediente.

Im Mittelpunkt des Abends standen fünf Fiddler des 19. Jahrhunderts, die alle aus der selben Region stammten und in die USA auswanderten, um dort ihr Glück zu finden. Was in den meisten Fällen misslang, wie Ellestad mit teils morbiden Anekdoten bewies; einer verlor auf der Bühne seine Tochter, ein anderer starb unmittelbar vor einem Auftritt an einem Stück Fleisch, ein dritter blieb trotz 20 Jahren auf Dauertour mittellos. Systematisch hat die charmante Musikerin ihnen nachgespürt, hat Verwandte gesucht und Noten gefunden, anhand derer sie die Tänze und lyrischen Instrumentalstücke rekonstruierte.

Nicht zuletzt durch die mitunter komplexe Rhythmik und eine mitunter holpernde Akzentuierung waren diese melodisch eher schlichten Werke nicht sofort greifbar - am Ende entschloss sich ein Paar aber doch, zumindest bei einem Rheinländer, den Ellestad auf Bitten des begeisterten Publikums als Zugabe spielte, das Tanzbein zu schwingen.

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