Franz Ferdinand und Sparks FFS begeistern beim Deutschland-Debüt im Kölner Gloria

Bonn · Hinter dem Kürzel "FFS" stecken die Bands Franz Ferdinand und Sparks.Ihr gemeinsames Debüt-Album ist ein Meisterwerk. Jetzt spielte die britisch-kalifornische Bandkombo ihr erstes Konzert in Köln.

 Mehrgenerationen-Projekt: Russell Maes (links) und Alex Kapranos singen, Ron Mael spielt Keyboards.

Mehrgenerationen-Projekt: Russell Maes (links) und Alex Kapranos singen, Ron Mael spielt Keyboards.

Foto: Thomas Brill

Als der Brite Alex Kapranos im März 1972 zur Welt kam, da bastelten die kalifornischen Brüder Ron und Russell Mael gerade eifrig an ihrer Karriere, provozierten ihre Landsleute mit dem Song "Girl from Germany", der von den Problemen handelt, den Eltern eine deutsche Freundin vorzustellen. 1974 brachten sie als "Sparks" ihre Platte "Kimono My House" in den Handel, dessen erstes Stück "This Town Ain't Big Enough for Both of Us" den Ruhm des Duos besiegelte. Dass Kapranos und seine Brit-Pop-Band Franz Ferdinand sich Jahrzehnte später mit dem kalifornischen Glamour-Pop-Duo zu einem Mehrgenerationen-Projekt zusammentun würde, darf als eines der schönsten Wunder der jüngeren Popgeschichte gelten: Ihr unter dem Band-Kürzel "FFS" erschienenes gemeinsames Debüt-Album ist ein Meisterwerk.

Das ungewöhnliche Experiment der neuen Supergroup funktioniert glücklicherweise nicht nur in der Labor-Atmosphäre eines Tonstudios, sondern auch live, wie man am Mittwochabend bei dem ersten Deutschlandauftritt in der intimen Atmosphäre des ausverkauften Kölner "Gloria"-Theaters erleben konnte. Mit "Johnny Delusional" feuerten sie gleich eine der hübschesten Songperlen der Platte ins Publikum, das sofort begeistert mitging. Und "The Man Without A Tan" brachte schon allerschönste sparkeske Theatralik ins Spiel, die von beiden Frontmännern auf der Bühne mit ziemlich viel Spaß ausgelebt wurde.

Der mittlerweile 67-jährige Russell Mael kam mit weißer Hose und einem modisch nicht wirklich definierbaren schwarzen, ponchoartigen Oberteil auf die Bühne, während Kapranos das Outfit schlicht, aber stylisch bevorzugte. Russells 70-jähriger Bruder Ron, dessen wie aus Stein gemeißeltes Gesicht ein dünner Oberlippenbart ziert, saß derweil wie seit Jahrzehnten mit unbewegter Miene am Keyboard, wo er minimalistische Kunststücke exerzierte. Nur zwei Mal verließ er seinen Platz, einmal während die Bandkollegen mit einer kollektiven Trommelaktion beschäftigt waren, sogar, um ein Tanzsolo hinzulegen.

Die Songs der Platte, die sie mit Ausnahme der vier Bonustracks komplett spielten, verschmelzen die Stile beider Bands erstaunlich selbstverständlich. Zum Beispiel in der überdrehten Prog-Rock-Reminiszenz "Dictator's Son", wo die Exzentrik der Sparks und der kraftvolle Franz-Ferdinand-Sound etwas komplett Neues und Eigenes ergeben. Und "Little Guy From The Suburbs" bringt sogar zusätzlich ein bisschen Leonard-Cohen-Melancholie hinein. Eine weitere Farbe mischt der großartige FF-Gitarrist Nick McCarthy mit seinem Album-Beitrag "Things I Won't Get" bei, den er im Konzert auf Deutsch ankündigt und selbst singt.

Ins Programm eingestreut wurden auch ältere Songs der beiden Bands, darunter Franz Ferdinands "Do You Want To" und das großartige "Take Me Out", dessen raffinierte Übergänge wie Superbenzin auf Feuer wirken. Dass sich die Sparks mit dem schrillen "This Town Ain't Big Enough for Both of Us" da nicht verstecken müssen, zeigte die nicht weniger begeisterte Reaktion des Publikums. Und Russell Maels Stimme macht die bizarren Melodiekurven des Stücks noch ohne Probleme mit. Sie glänzt und glitzert nur minimal dunkler als in früheren Jahren.

Zum Schluss singen sie aus voller Brust das Lied "Piss Off" ins Publikum, dem schon aus Anstandsgründen noch ein paar Zugaben folgen mussten. Die letzte war das Stück "Collaborations Don't Work", das, wie Album und das großartige Kölner Konzert zeigen, in Wahrheit doch nur kokettierende Selbstironie ist, und nicht das ehrliche Fazit der Zusammenarbeit. Die sollten sie fortsetzen.

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