"Pussytube" im Kalkuhl-Gymnasium Essener Studenten stoßen mit ihrem Stück rege Diskussion an

OBERKASSEL · Wenn es nach den Schülern geht, könnte Schulunterricht ruhig öfter so aussehen: Punkrockgebrüll, bunte Strickmasken und jede Menge Kraftausdrücke. "Die Theaterperformance soll aber auch zum Nachdenken anregen", sagte Regisseurin Laura Natalie Junghanns.

 Reverenz an die russisiche Mädchenband "Pussy Riot": Die Folkwang-Studenten bei ihrem Auftritt.

Reverenz an die russisiche Mädchenband "Pussy Riot": Die Folkwang-Studenten bei ihrem Auftritt.

Foto: Nicolas Ottersbach

Sechs Studenten der Essener Folkwang-Universität kamen am Dienstag ins Ernst-Kalkuhl-Gymnasium, um ihr Studienprojekt "Pussytube" zu zeigen. Dabei ging es um die russische Mädchenband "Pussy Riot" und die Reaktionen im Internet. Zum Schluss wurde über Engagement und Meinungsfreiheit diskutiert, aber auch über Möglichkeiten und Wege, eine künstlerische Ausbildung einzuschlagen.

Die Bühne wurde bei Pussytube zu einem Bildschirm: Vier Charaktere, von denen jeder einen anderen Typ von "Youtuber" darstellte, wechselten sich ab und wurden immer von einem anderen Scheinwerfer angeleuchtet. So entstand der Eindruck, unterschiedliche Videos zu betrachten. Zwei russische konservative Kirchenleute, ein radikaler Gegner der Band, das naive Teenie-Mädchen und der Künstler, der die Mädchenband als genial ansieht.

Mal völlig cholerisch, mal nachdenklich, mal lustig. Zwischendurch zogen sich alle ihre Strickmasken auf, tanzten wild und plakatierten Raum und Schüler mit Klebezetteln. Da schreckten die rund hundert Schüler auf. Es waren aber auch Parolen wie "Was ist dein persönlicher Kampf?" oder "Politikunterricht an Schulen muss besser werden" zu hören. Die Schauspieler sprachen die Schüler sogar direkt an und appellierten an ihr politisches Interesse: "In euch steckt mehr drin, als nur BWL."

Für die Studenten war der Auftritt in Oberkassel der erste außerhalb ihrer Uni. "Das war eine tolle Chance", sagte Junghanns. Entstanden war die Idee, nachdem im vergangenen Jahr eine Gruppe von Schülern des Gymnasium an einer offenen Probe im Fach Schauspiel/Regie an der Folkwang teilgenommen hatte. "Von der krassen Ausdrucksweise, Schnelle und Lautstärke waren wir dann schon überrascht", sagte Lehrer Jochen Schulze-Diesel. Was genau das Kollegium erwartete, war vorher nicht klar.

Trotzdem kam das provokative Spektakel gut an. "Es war eine andere, sehr lebhafte Herangehensweise an politische Themen, die die Schüler sofort fesselte."

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