#HEIMsuchung Erstes TweetUp im Bonner Kunstmuseum

BONN · Sie hören aufmerksam zu, machen Schnappschüsse und tippen, was das Zeug hält – die TweetUp -Teilnehmer. Was bei einer normalen Führung als unhöflich und unkultiviert gilt, war am Mittwochabend im Bonner Kunstmuseum gewollt.

Als erstes Museum der Stadt Bonn hatte das Kunstmuseum am Mittwochabend zu einem TweetUp durch die aktuelle Ausstellung „HEIMsuchung – Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart“ eingeladen. Was das ist und wie es funktioniert, ist schnell erklärt. Ein TweetUp ist ein verabredetes Zusammentreffen von twitternden Menschen in einem Museum.

Zu einer Führung wird unter einem gemeinsamen Hashtag – in Bonn war es #HEIMsuchung – getwittert, was die Smartphones hergeben. So können alle, die bei dem TweetUp nicht dabei sein konnten, die Führung von außen mitverfolgen und mitdiskutieren. „Das Museum wird in einen digitalen Raum erweitert“, so der Organisator Helge David.

Für etwa 25 Teilnehmer ging es am Mittwochabend um 18.30 Uhr endlich los. Unter den TweetUp-Teilnehmern sind neben geübten und erfahrenen Twitterern, auch Neu-Twitterer. Der älteste Teilnehmer ist Manfred mit 71 Jahren. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei dersich jeder namentlich und mit drei beschreibenden Hashtags vorstellte, führen die beiden Kuratoren der Ausstellung, Prof. Berg und Dr. Adolphs, durch die Ausstellung.

Den Twitterern wurden während der Führung zahlreiche Fotografien, Videoarbeiten und Installationen von 21 internationalen Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Sie hörten aufmerksam zu, machten Fotos und schrieben Tweets, was das Zeug hält – mit Gedanken aber schon beim nächsten Tweet.

Manch ein Kunstwerk löste bei den Teilnehmern beklemmende Gefühle aus. „Noch mehr Enge [..]“, so empfand Sascha Hüsing eine Installation. Er bleibt mit einem solchen Gefühl nicht allein: „Das böse Haus!!! Gemütlichkeit lässt einem den Schauer über den Rücken laufen!!“, schreibt Anke von Heyl.

Die Resonanz fällt nach knapp 60 Minuten Führung bei allen gleichermaßen positiv aus: Für die meisten Teilnehmer war es ein „tolles Gemeinschaftserlebnis“ und zwischenzeitlich doch eine Herausforderung, zeitgleich zu twittern und der Führung zu folgen, so eine Teilnehmerin. „#HEIMsuchung Kunst ist trocken, langweilig und unverständlich? Mitnichten. Tolle Ausstellung im #Kunstmuseum Bonn emotional unterhaltsam“, twittert Lucas Lüdemann. Der 11punkt Verlag schließt sich dem an und schreibt: „Danke, liebes Kunstmuseum Bonn für diesen wunderbaren Tweetup! Gerne mehr davon!!! #HEIMsuchung.“

Auch der Veranstalter und die Kuratoren, die die Führung leiteten, sind am Ende äußerst zufrieden mit dem Verlauf des ersten TweetUps in einem Bonner Museum. Der Organisator Helge David freut sich über das große Interesse und empfand das erste TweetUp als „richtig spannend“. Die Kuratoren zeigen sich mit dem Testlauf eines solchen Events „überdurchschnittlich“ zufrieden und schließen die Wiederholung eines TweetUps im Bonner Kunstmuseum bei einem Thema, das emotional berührt und Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht, nicht aus.

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