Ausstellungen in Bonner Galerien Erfrischende Schönheit

Julian Sander zeigt "Mask of Perfection" von Marc Erwin Babej. Werke des Künstlers Andreas Keil ist zu sehen bei Carla Reul.

 Die Markierungen des Schönheitschirurgen: "Patient M.A., 24 Jahre alt", fotografiert von Erwin Babej.

Die Markierungen des Schönheitschirurgen: "Patient M.A., 24 Jahre alt", fotografiert von Erwin Babej.

Foto: GALERIE JULIAN SANDER

Galerie Julian Sander Ein Besuch der aktuellen Ausstellung mit dem Titel "Mask of Perfection" in der Galerie Julian Sander ist wie das Waten in einem Planschbecken. Die Erfrischung ist gelungen, hält aber nur kurz, denn allzu deutlich scheint der Boden des Pools durch. Übertragen auf das Thema der Ausstellung bedeutet es, dass hinter der "Maske der Perfektion" nicht viel steckt - selbst wenn man diese abnimmt.

Der deutsch-amerikanische Fotograf und Journalist Marc Erwin Babej hat für seine Porträtserie junge attraktive Frauen gebeten, sich von einer plastischen Chirurgin begutachten zu lassen. Dort, wo wir natürliche, schöne Gesichtszüge erkennen, sieht die Schönheitsexpertin allerlei Makel, die sich mit Botox oder dem Skalpell beheben ließen.

Mit Hilfe von Markierungen, wie sie in der Schönheitschirurgie üblich sind, werden die Models auf einen Eingriff vorbereitet. Statt unters Messer kommen die "Patientinnen" sodann aber nur vor Babejs Kamera, der sie mitsamt ihren Markierungen, die sie perfektionieren sollen, fotografiert. So richtig will das Spannungsfeld, das Babej zwischen natürlicher und idealer Schönheit aufzubauen versucht, allerdings nicht entstehen.

Die Verfremdungseffekte, die durch die Markierungen hervorgerufen werden, können innerhalb der ästhetisierenden Gesamterscheinung kaum als künstlerische Brüche oder Störungen durchgehen. Die Fotos selbst sind der Maske der Perfektion zum Opfer gefallen. Vielleicht hat dieser persönliche Eindruck aber auch nur damit zu tun, dass in New York, wo die Fotos entstanden sind, das Thema eine andere Relevanz hat als in Bonn. Gudrun von Schoenebeck

Galerie Julian Sander, Prinz-Albert-Straße 12; bis 18. Dezember, Di-Fr 12-18 Uhr.

Galerie Carla Reul. Mit vorausdenkendem Blick pflegt der Künstler Andreas Keil seine unkonventionellen Bildträger am Rheinufer seiner Kölner Wahlheimat aufzuspüren. Was der, 1970 in Esslingen geborene Maler bevorzugt, sind betagte, unförmige, in etwa handgroße Holzfragmente unterschiedlicher Stärke. Dieses Materialrepertoire wird sodann sorgsam nobilitiert, zurechtgestutzt auf vielfach annähernd rechteckige Objektformate die wiederum Auslöser malerischer Erkundungsaktionen bilden.

Ihr Ziel ist der auf die materielle Beschaffenheit und Struktur jedes singulären Holzblockes abgestimmte Vorstoß zur "richtigen Farbe". Dieses Ringen vollzieht sich - in den als "Farb-Raum-Kerne" bezeichneten Arbeiten - in der differenzierten Schichtung von schier unzähligen, farbig abweichenden Lasurmembranen. Unter dem Motto "Kolor" zeigt die Galeristin Carla Reul einen prachtvollen Fächer von "Dialogen zwischen Holzfundstück und Farbfindungen".

Der Karlsruher Meisterschüler (Klasse Horst Antes, Lois Weinberger) beschert virtuos komponierte Kleinode, beispielsweise übersät mit fleckig changierenden Gebilden, die in edelsteinähnlichen und maritimen Farben schwelgen.Faszinierend sind die Ergebnisse modifizierter Farbaufträge (Pinsel, Tuch), ebenso wie eine durchweg sinnliche Oberflächenästhetik, die etwa mal poliert, dann rau oder mattiert, lichterfüllt oder blickdicht aufscheint.

Allenthalben gegenwärtig ist der Charme von historisch gezeichneten Bildträgertrophäen, die nicht zuletzt eine innovative Brücke zur Tradition der Tafelmalerei schlagen. Christina zu Mecklenburg

Galerie Carla Reul, Dürenstr. 9, bis 8. Januar 2016. Di-Fr 15 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 15 Uhr.

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