Beethovenfest in Bonn Ensemble Sarband mit tanzenden Derwischen in der Beethovenhalle
BONN · Der Anspruch ist hehr: Unter dem Motto "Passio - Compassio" hat sich Vladimir Ivanoff an "ein Paradigma musikalischer Begegnung" der monotheistischen Weltreligionen (deren Ursprung in Vorderasien liegt) heran gewagt. Mit dabei: Ivanoffs Ensemble Sarband, das Modern String Quartett sowie fünf Sufi-Derwische.
Als Ausgangsmaterial dieses musikalischen Crossovers dienten Ivanoff für den Orient religiöse Weisen aus Syrien (orthodoxen wie katholischen Ursprungs), der byzanthinisch-arabischen Kultur sowie der Türkei, für den Okzident Teile aus Bachs Matthäus- und Johannes-Passsion sowie dem Weihnachtsoratorium.
Wenn allerdings, wie bei diesem musikalischen Konglomerat, der "Derwisch über den Bach" kommt, der Choral "Wenn ich einmal soll scheiden" mit etlichen seiner Textvarianten, oder die "Erbarme Dich"-Arie (beides aus der Matthäus-Passion) in diversen Sprachen schier endlos durchdekliniert wird, dann scheint der Urheber hier eher einem Pathos-schwangeren, weltmusikantisch-folkloristisch eingefärbtem Event-Anspruch zu frönen.
Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass die Originale in ein musikalisch monotones Janitscharen-Kostüm gewandet daherkommen, zu denen die Derwische ihre Pirouetten drehen.
Dies ist alles andere als ein ernsthafter Versuch, den Transzendenz-Aspekten in den Religionen beider Kulturen musikalisch überzeugend auf die Spur zu kommen.
Schade, denn technisch fiel der Abend in der keineswegs voll besetzten Beethovenhalle durchaus akkurat aus. Angesichts solch gewollt wirkenden "Paradigmas" erinnert man sich wehmütig an das mehr als ein Jahrzehnt zurückliegende, faszinierende "Dream of Orient"-Projekt von Sarband und Concerto Köln.
