Bonner Oper Eckart von Hirschhausen - Der Herr Doktor kommt

BONN · Der Herr Doktor kommt. Nein, er springt plötzlich zu "Also sprach Zarathustra"-Paukenschlägen aus der Kiste mitten in die Oper hinein. Das typisch verschmitzte Grinsen. Ein paar jungenhafte Gluckser in der Begrüßungstirade. Und schon liegt Eckart von Hirschhausen das Premierenpublikum seines neuen Programms "Wunderheiler" willenlos im Behandlungsstuhl.

"Ich möchte Sie diesen Abend lang gut behandeln. Die Show wird wie eine Wundertüte. Nehmen Sie sich, was Sie daraus gebrauchen können", verspricht der Mann, der inzwischen auch in der ARD so gut wie jede große Show moderiert.

Die Wellness-Behandlung à la von Hirschhausen kann beginnen. Arzt und Zauberkünstler, Psychologe, Scharlatan und vor allem permanenter Geschichtenerzähler wird die charmante Frohnatur nun sein. Und die Patientenschar, in der sich auch Prominenz Bonner Konzerne tummelt, wird ihm bedingungslos zu Füßen liegen.

"Wunderheiler" von Hirschhausen füllt mit seinem eigenen Genre längst die großen Hallen: dem, wie er es ausdrückt, "medizinischen Kabarett". Es sei an der Zeit, Medizin und Magie unverklemmt miteinander zu verbinden und so "zu klären, wie sich das Unerklärliche erklärt", sagt der große Meister zum neuen Programm.

Was er, selbst Arzt, über weite Strecken spritzig mit massenweise Zahlen, Daten, Fakten und nicht zuletzt Anekdötchen zu belegen weiß. Wenn er etwa herzerweichend über den traurig folgenlosen Einsatz von magischen Pendeln in der Branche berichtet. Oder Studien zum verflixten Placebo-Effekt in der Heilung vorstellt. Und das dann, von seinem Pianisten Christoph Reuter kongenial begleitet, geschickt auf sich selbst herunterbricht.

Von Hirschhausen ist in seinem neuen Programm immer dann am stärksten, wenn er mit seinem Publikum flirtet, wenn er direkt am Menschen agiert, improvisiert und Befindlichkeiten frei von der Leber weg kommentiert. Da bleibt kein Auge trocken. Dazu kommen ein Bündel Jonglierkunststückchen der Jugendjahre und jecke Partyspielchen mit dem Publikum, das hemmungslos den Schlager "Wunder gibt es immer wieder" nachzusingen bereit ist. Er hat die Bonner Oper im Griff, der Herr Doktor mit dem Magierstab. Fast drei Stunden lang, bis die letzte Zauberkerze verglimmt.

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