Demnächst Konzert in der Harmonie Don Preston über die Zeit mit Zappas "Mothers of Invention"

Bonn · Don Preston gilt als Pionier der elektronischen Musik und hat Anfang der 60er Jahre selbst Synthesizer entwickelt und gebaut. Seine Arbeit auf dem Album Waka/Jawaka von Frank Zappa (1972) gilt bis heute als revolutionär und wegweisend. Zusammen mit den Ex-Mothers-Mitgliedern Jimmy Carl Black und Bunk Gardner gründete Don Preston 1980 die Band The Grandmothers, die am 20. November, live auf der Bühne der Harmonie zu erleben sind.

 Don Preston: Pionier der elektronischen Musik.

Don Preston: Pionier der elektronischen Musik.

Foto: Promo

Mr. Preston, erst mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Sie sind gerade 80 Jahre alt geworden. Woher nehmen Sie die Energie, immer noch auf Tour zu gehen? Dabei haben Sie doch ein wildes Leben mit Sex, drugs and Rock n Roll hinter sich. Oder sind das Stereotype?

Don Preston: Erstens: Ich nehme keine Drogen. Ich esse kein Junk-Food. Ich trinke keine Cola. Ich mache Sport. Ich mache jeden Tag Musik, und ich liebe mich. Zweitens: Ich hatte bereits meinen Anteil an all diesen trivialen Dingen.

Sie sind jetzt wieder mit den Grandmothers of Invention unterwegs. Das ist die Ur-Band von Frank Zappa, der Sie von 1966 bis 1974 angehört haben. Was ist das Faszinierende an dieser Musik?

Preston: Die Musik ist sehr komplex und anregend. Vieles von Zappas Kompositionen ist angelehnt an die klassische Musik des 20. Jahrhunderts, die seit jeher meine Lieblingsmusik ist. Außerdem ist seine Musik mit diesem gewissen sarkastischen Humor versetzt, der sich immer wieder unerwartet aus den Nähten schleicht.

Sie blicken auf ein unglaublich schillerndes Leben zurück. Wieso kehren Sie dennoch immer wieder zu Zappas Musik zurück?

Preston: Wie ich schon sagte, das hat mit der hohen musikalischen Qualität zu tun. Hinzu kommt, dass du sehr gute Mitmusiker brauchst, die überhaupt in der Lage sind, solch eine komplexe Musik spielen zu können.

Auf Ihrer aktuellen Tour mit den Grandmothers of Invention konzentrieren Sie sich auf das 1974er Album "Roxy & Elsewhere". Warum ausgerechnet dieses?

Preston: Das war das Album aus der Mothers-Zeit, an dem wir drei, Napoleon (Murphy Brock, Saxophon und Gesang), Tom (Fowler, Bass) und ich, beteiligt waren. Wir kennen also das Material sehr gut.

Wie ist es für Sie, diese Musik ohne Frank Zappa auf der Bühne zu performen?

Preston: Natürlich vermissen wir seinen Witz, seine Brillanz, nicht aber seine dunkle Seite.

Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie Zappa kennengelernt haben? Wie war das?

Preston: Ich habe mal darüber geschrieben.

In Ihrem Buch "Listen ... A Thought Faster Than Light" (Hör mal ... Ein Gedanke, schneller als das Licht).

Preston: Ja, es ist ein Gedicht. Es fängt so an: "Kakaphonische, dumpfe Musik aus alten elektronischen Instrumenten/Schmettern, zerren an meinem Trommelfell/In einer gewaltigen Halle mit sechs Bühnen, unfähig der Klarheit/ Hi, mein Name ist Frank Zappa, sagte er kaum erkennbar."

Klingt laut.

Preston: Na ja, Wochen nach unserem ersten Treffen rief er mich an. Er hatte ein Vorsingen für einen Auftritt. Als ich später zur Probe zu ihm ging, da fiel mir als erstes seine Plattensammlung auf: Schönberg, Strawinski, Stockhausen, Bartok, Berio, Berg, Cage und Varese. Das war praktisch identisch zu meiner Plattensammlung.

Und dann?

Preston: Wir spielten Tanzmusik in 7/4 Takt. Die Leute stolperten über ihre eigenen Beine. Wir kriegten den Job nicht. Wochen später rief ich bei ihm an. "Komm rüber und jam mit uns", sagte ich. Ich hatte das Innere eines Klaviers, fünf Trommelbremsen, zwei Antriebswellen, sieben Eisenbahn-Klampen, Aluminum-Kontensatoren, einen Gong und ein Fahrrad. Er kam rüber. Bunk und Buzz waren da und Putter am Bass.

1966 engagiert Sie Zappa bei bei den Mothers of Invention. Zappa selbst war ja ein Autodidakt, Sie dagegen hatten einen großen musiktheoretischen Hintergrund. Hat er Sie eigentlich viel um Rat gefragt?

Preston: Ich glaube, Frank wusste gar nichts von meinem musikalischen Background, also fragte er auch nicht.

Und Sie boten ihm auch keinen Rat an?

Preston: Ich wusste nicht, was er da versuchte umzusetzen, also konnte ich ihm auch nicht helfen.

Zur Person

Don Preston wurde am 21. September 1932 in Flint, Michigan in eine Musikerfamilie geboren. Von seiner Mutter lernte er das Klavierspielen, sein Vater, ein Trompeter, war Hauskomponist des Detroit Symphony Orchestra. In den 50er Jahren spielte Preston mit Charlie Haden, Tommy Flanagan, Elvin Jones, Yusef Lateef und vielen anderen Jazzgrößen.

Nat King Cole begleitete er als Tourpianist. Bekannt wurde Preston aber als Keyboarder von Frank Zappas Mothers of Invention, der er von 1966 bis 1974 angehörte. Der Rock- und Jazzmusiker schreibt auch zeitgenössische elektronische Musik. Preston lebt in Los Angeles.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort