Beethoven Orchester Dirigentin Eun Sun Kim eröffnet am Sonntag die Saison

Bonn · Es ist die Kommunikation, die Kim Eun Sun fasziniert: Hier das Orchester, dort das Publikum, dazwischen die Dirigentin als Medium. "Mein erster Lehrer sagte mir einmal, die Töne kämen zwar von den Musikern, aber ich muss mit ihnen sprechen und mich mit ihnen ausdrücken", sagt die 34-jährige Südkoreanerin, die an diesem Sonntag den Saison-Auftakt des Beethoven Orchesters leiten wird.

 "Beethoven ist immer eine Herausforderung": Dirigentin Eun Sun Kim.

"Beethoven ist immer eine Herausforderung": Dirigentin Eun Sun Kim.

Foto: Agentur

"Das Ziel des Dirigenten ist es, jenen Moment zu suchen, in dem alle Beteiligten das Gleiche denken und fühlen", erzählt sie im Interview. "Das gelingt hier schon sehr gut. Das Orchester spielt wirklich schön und hat ein gutes Gefühl für die Stücke."

Zum ersten Mal steht Kim dem Beethoven Orchester vor, zumindest für ein komplettes Konzert. "2009 war ich schon einmal hier, damals bei dem Beethoven-Meisterlehrgang unter Kurt Masur, aber jetzt ist das schon etwas ganz Besonderes", erzählt sie. Zumal das Programm der Matinee es in sich hat. Dreimal eine Erste von Beethoven: Die erste "Leonore"-Ouvertüre, die ohnehin nur sehr selten zu hören ist und auch für das Orchester eine Premiere darstellt, dazu das zumindest chronologisch erste Klavierkonzert op. 15 mit Alexander Schimpf als Solist sowie die erste Sinfonie op. 21.

Keine leichte Aufgabe. "Ganz und gar nicht", sagt Kim und lacht. "Beethoven an sich ist immer eine Herausforderung." Der sich die junge Koreanerin aber gerne stellt. "Ursprünglich habe ich ja Komposition in Seoul studiert, aber immer viel mit Sängern gearbeitet. Auf diese Weise kam ich mit der Opern-Produktion der Uni in Kontakt, und da fragte mich einer meiner Lehrer, ob ich nicht dirigieren wolle. Und zwar eben Beethoven." Seitdem steht Kim am Pult und hat sich bereits ein beachtliches internationales Renommee erworben. Unter anderem in Madrid, London, Palermo, Marseille, Frankfurt und Wien hat sie schon mit Orchestern gearbeitet und umjubelte Debüts präsentiert. Einen Höhepunkt? "Könnte ich so gar nicht benennen", gesteht sie. "Eigentlich bin ich jedes Mal aufs Neue beeindruckt. Für mich ist die Stadt, in der ich gerade bin, der Mittelpunkt der Welt. Derzeit also Bonn."

Trotz aller Erfolge, die Kim bereits als Dirigentin feiern konnte, ist der Wunsch zu komponieren immer präsent. Aber: "Mein Lehrer sagte mir damals, komponieren könne ich auch noch, wenn ich 90 sei, mit dem Dirigieren müsste ich dagegen jetzt anfangen." Nicht zuletzt, weil es viele Sprachen zu lernen gelte. "Ich bin der Überzeugung, dass etwa deutsche Komponisten nach der deutschen Sprachmelodie ihre Stücke geschrieben haben - es hilft also, diese zumindest ansatzweise zu kennen, wenn man ein entsprechendes Werk angemessen interpretieren möchte", erklärt Kim. Insbesondere wenn es um Opern geht, mit denen sie sich häufig und gerne auseinandersetzt. So wird sie in der kommenden Saison unter anderem an der Königlichen Oper Stockholm mit "Madama Butterfly", an der Semperoper Dresden mit "La Boheme" und an der Oper Köln mit "Lucia di Lammermoor" debütieren. Doch zunächst einmal die Premiere in Bonn. "Ich freue mich schon darauf und bin guter Dinge. Ich denke, dass das Orchester und ich eine gemeinsame Sprache gefunden haben."

Termin: So, 23. August, 11 Uhr, Beethovenhalle. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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