Ausstellung im Arndt-Haus Die "ungereimten Rheinländer"

Netzwerken - das können sie. Das hat man den Rheinländern schon immer nachgesagt, lange bevor dieser Begriff dafür erfunden wurde. Politiker tun es, Firmenchefs, Künstler aber auch; unter ihresgleichen und über den eigenen Tellerrand hinaus.

 Die "Rheinlande" spiegeln den Geschmack der Zeit : Titelmotiv der Ausgabe vom August 1904, Heft 11, Jahrgang IV.

Die "Rheinlande" spiegeln den Geschmack der Zeit : Titelmotiv der Ausgabe vom August 1904, Heft 11, Jahrgang IV.

Foto: Franz Fischer

Soweit zu den "technischen" Voraussetzungen, die 1900 zur ersten Ausgabe der Kunstzeitschrift "Die Rheinlande" und - daraus resultierend - vier Jahre später zur Gründung des "Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein" führten. Beides steht nun im Fokus einer Ausstellung des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Bonn, die als Teil des Projektes "1914 - Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg" des Landschaftsverbandes Rheinland konzipiert wurde und bis zum 26. April im Ernst-Moritz-Arndt-Haus zu sehen ist. "Wir ungereimten Rheinländer - Zwischen Aufbruch und Beharrung" heißt sie und spiegelt das künstlerische und literarische Leben von 1900 bis 1914.

Mit "Top Autoren" wie Hermann Hesse und Robert Walser, mit einem reaktionär gesinnten Guido von List, mit Lokalmatadoren wie Wilhelm Schmidtbonn, mit den eher der Tradition verhafteten Literaten und Künstler wie Detlev von Liliencron und Hans Thoma sowie ihren fortschrittlicheren, mit der Avantgarde liebäugelnden, Kollegen Max Clarenbach, Walter Hasenclever und Wilhelm Lehmbruck; um an dieser Stelle nur einige zu nennen. Die "Rheinlande" erschienen bis 1922, als sie aus finanziellen Gründen eingestellt wurde.

Die Geschichte dieses Magazins gestattet Einblick in das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Epoche - so zeigt es auch die Ausstellung auf zwei Etagen in exemplarisch ausgelegten Heften, in Briefen, Skulpturen und großformatigen Schautafeln sowie einem secheckigen Tisch. Das Hektagon diente als Symbol des Verbandes; einer Gruppe von Künstlern, Großbürgern, Unternehmern und hohen Beamten.

Man pflegte Kontakt, man traf sich bei Ausstellungseröffnungen, Vorstandstreffen, Frühlingsfesten und Studienreisen - zum Beispiel 1913 zur Villa Hügel. Man ließ sich vom 1909 gegründeten "Frauenbund zur Ehrung rheinischer Dichter" feiern. Die Autoren bekamen Geld, ihr Werk einen repräsentativen Druck geehrt - 1914 wurde auch Robert Walser diese Auszeichnung zuteil. Weitere Treffpunkte, an denen sich das intellektuelle Leben im Rheinland zu dieser Zeit kristallisierte, waren das Schauspielhaus und das "Rosenkränzchen" in Düsseldorf. Bis zum Sommer 1914, als das von Thomas Mann im Zauberberg benannte "Weltfest des Todes" begann.

Ernst-Moritz-Arndt-Haus; bis 26. April, jeweils Mi bis Sa von 13 bis 17 Uhr und So von 11.30 bis 17 Uhr. Mehr zur Ausstellung und zum Begleitprogramm unter www.rheinland1914.lvr.de

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