Andrej Kaminsky als Verführer in "Gefährliche Liebschaften" Die schreckliche Macht der Liebe in den Kammerspielen

Bonn · Premiere am Samstag in Bad Godesberg: Andrej Kaminsky verspricht: "Auf der Bühne fliegen schon die Fetzen."

 "Auf der Bühne fliegen schon die Fetzen": Andrej Kaminski.

"Auf der Bühne fliegen schon die Fetzen": Andrej Kaminski.

Foto: Thilo Beu

"Der große Verführer? Der war ich in meinem wahren Leben noch nie", sagt Andrej Kaminsky leise und nachdenklich. Auf der Bühne nun aber schon: In "Gefährliche Liebschaften" nach dem Roman von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos (Premiere: 29. November in den Kammerspielen Bad Godesberg) mimt er den Vicomte de Valmont, einen Frauenhelden erster Güte, der zusammen mit der teuflischen Marquise de Merteuil (Ursula Grossenbacher, mit der er schon in "Die Möwe" zusammen auf der Bühne stand) eine Wette um die Unschuld zweier junger Damen abschließt und dabei letztlich alles zerstört - und alles verliert.

"Die Liebe wird zum Machtinstrument", erklärt Kaminsky. Keine reinigende oder gar alles überwindende Kraft. An eine Läuterung seiner Figur, die sich in sein Opfer verliebt, dennoch nicht aus seiner Rolle als Schlange in Menschengestalt entkommen kann und daran letztlich zerbricht, glaubt der Schauspieler nicht. "Das ist nicht fair", gesteht er. Aber realistisch.

Dennoch will Kaminsky nicht alle Hoffnung fahren lassen. "Wir haben noch ein paar Tage Zeit bis zur Premiere und feilen derzeit in harten Proben intensiv am Ende. Daher habe ich noch keine Vorstellung davon, wie wir das letztlich spielen werden. Vielleicht finden wir oder unsere Regisseurin Mirja Biel doch noch einen positiven Funken."

Wer weiß. Denkbar sind verschiedene Spielarten. Einer der Gründe, warum der Stoff so unglaublich stark ist und zu den bedeutendsten Romanen der französischen Literatur gezählt wird. "Ich habe den Text zum Beispiel auch als großen Frauenbefreiungsroman verstanden", sagt Kaminsky. "Vor allem die Marquise ist ja vollkommen unabhängig von den Männern. Sie trägt unglaublich viele Masken, ist Göttin, Teufelin, Pest."

Gegen diese Urgewalt muss er mit seinem Vicomte ankommen, der nicht minder verschlagen agiert. Klappt das mit der Spannung? "Oh, auf der Bühne fliegen schon die Fetzen", sagt Kaminsky, "auch wenn das Ensemble selbst sehr harmonisch ist. Fast schon zu harmonisch." Er lacht. "Eigentlich ist das ganz angenehm - ich habe schon Regisseure erlebt, die ganz bewusst auf Konfrontationen setzen, damit sich das auf die Bühne überträgt."

Dann doch lieber volles Vertrauen in die Schauspieler haben. Die richten sich im Stück schon genug zugrunde, spielen sich gegeneinander aus. "So funktioniert unsere Gesellschaft", sagt Kaminsky. "Doch auf der anderen Seite gibt es immer noch den Sozialgedanken. Und die Kraft der jungen Leute, die immer wieder von jenen zu Boden geworfen werden, die sich auf ihre Kosten bereichern wollen, und die sich trotzdem erheben." Da ist sie ja, die Hoffnung.

Infos

Premiere in den Kammerspielen Bad Godesberg am Samstag, 29. November, 19.30 Uhr. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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