Beethoven Orchester Die neue Saison bietet viel Abwechslung

BONN · Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch bevorzugte am Freitag die klare Metapher: "Ein Flaggschiff stattet man wie ein Flaggschiff aus", sagte er und bezog dies auf das Beethoven Orchester Bonn, als dessen Schirmherr er am Freitag an der Vorstellung des neuen Saison-Programms in der Villa Prieger teilnahm. Die finanzielle Unterstützung durch die Stadt steht für Nimptsch nicht zur Debatte

Doch auch ein Flaggschiff muss Lasten tragen. Wie berichtet, hatte Generalintendant Bernhard Helmich am Dienstag angekündigt, mehr Vorstellungen in der Oper anzubieten, die wesentlich vom Orchester geschultert werden. Für Orchestermanager Michael Horn aber kein Grund zu klagen: "Wir sind d a s Orchester der Oper", sagte er, "und wir können das."

Das Beethoven Orchester wird in der nächsten Saison 28 sinfonische Konzerte ganz unterschiedlicher Art anbieten. Das reicht von einer Open-Air-Saisoneröffnung auf dem Kunst!Rasen über klassische Abonnementskonzerte bis zum großen Kinoabenteuer mit Live-Musik zu dem Film "Matrix" mit Keanu Reeves in der Hauptrolle. Die fünf Lastwagen, die mit Kino-Technik vollgepackt werden, sind schon bestellt.

"Unser Kerngeschäft findet in den den Freitagskonzerten statt", sagte Generalmusikdirektor Stefan Blunier in der Villa Prieger. Und da geht es am 29. August mit sommerlichen "Spanischen Impressionen" los. Zum Konzertfinale gibt's Ravels "Bolero".

"Mit dem Stück verkaufen wir gleich 200 Karten mehr", scherzte Blunier, der sich aber um Auslastungszahlen derzeit aber keine Gedanken machen muss. Orchestermanager Horn bezifferte die Auslastungszahl mit 95 Prozent.

Diesen Traumwert will Blunier jedoch nicht nur mit den großen Konzert-Hits erreichen. Bereits das zweite Freitagskonzert, das zugleich eines von zwei Auftritten beim Beethovenfest ist, bringt mit Rudi Stephans "Musik für Orchester" von 1912 eine echte Rarität in die Beethovenhalle. Zur traditionellen Beethoven-Nacht am 16. Dezember stehen eher selten gespielte Werke des Komponisten auf dem Programm, darunter die Violinromanzen mit der Geigerin Vivian Hagner.

Weitere Programm-Höhepunkte: Anton Bruckners 7. Sinfonie, Gustav Mahlers 3. Sinfonie sowie "Un conte triste" des Komponisten Mieczys?aw Kar?owicz, der mit nur 32 Jahren den Tod fand, als er auf Skiern in eine Lawine raste. "Diese Musik klingt besser als Strauss", sagte Blunier.

Gastdirigenten sind unter anderem Aleksandar Markovic, Eivind Gullberg Jensen oder Attilio Cremonesi. Als Instrumentalsolisten kommen unter anderem die Pianistin Jasmina Stancul, der Geiger Guy Braunstein, der Pianist Denis Kozhukhin und die sehr populäre Pianistin Khatia Buniatishvili.

In den Samstagskonzerten "BOB goes...", die in der aktuellen Saison erstmals angeboten wurden, steht neben dem Science-Fiction-Abenteuer "Matrix" noch ein ganzer Trompetenabend auf dem Programm, das einige Trompeten-Konzerte aber auch Janaceks wunderbare "Sinfonietta" bereit hält. Gastsolisten sind "die beiden besten Trompeter der Welt", kündigte Blunier an: Sergei Nakariakov und Gábor Boldoczki.

Das Karnevalskonzert, das sich in der Rubrik "Sonderkonzerte" findet, will Blunier nach längerer Abstinenz wieder einmal selbst dirigieren. Im März setzt Blunier die CD-Einspielung der Beethoven-Sinfonien mit einer Live-Aufnahme der Eroica fort. Die Gesamtaufnahme soll 2016 abgeschlossen sein.

Eine Besonderheit in der kommenden Saison ist die Matinee-Reihe "Chor um 11", in der neben Gastchören aus Köln und Brünn auch der Bonner Kammerchor "Vox Bona" und der Philharmonische Chor der Stadt Bonn zum Einsatz kommen. Im Programm unter anderem das Weihnachtsoratorium von Bach und die Sinfonie "Lobgesang" von Mendelssohn.

Zu den Kammerkonzerten in der Villa Prieger, im Schumannhaus, im Kanzlerbungalow, im Beethoven-Haus und in der Redoute kommen wieder zahlreiche bekannte Musiker und Ensembles, darunter Prominenz wie Emmanuel Pahud (Flöte), Isabelle Faust und Midori Seiler (Violine), Martin Stadtfeld und der Beethoven-Competition-Preisträger 2013 Jingge Yan (Klavier).

Das Education-Programm "Bobbys Klassik" konzentriert sich ab der nächsten Saison mit vier Kinder- und vier Familienkonzerten auf die Beethovenhalle als Aufführungsort. Außerdem kommt ein neu entwickelte LauschMobil zum Einsatz, wie Konzertpädagogin Christine Lauscher ankündigte. Damit sollen Kindergärten und Schulen angesteuert werden.

Info

Karten gibt es ab sofort in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen. Die ausführliche Saisonbroschüre wird erstmals kostenpflichtig für zwei Euro angeboten.

Die Freitagskonzerte

Fr, 29. August, 20 Uhr: "Spanische Impressionen", Werke von Ravel, Saint-Saëns und Debussy; Jasminka Stancul ( Klavier), Aleksandar Markovic (Dirigent)
Fr, 19. September, 20 Uhr: "Neue Sachlichkeit", Werke von Rudi Stephan, Hindemith und Strauss; Lars Anders Tomter (Viola), Stefan Blunier (Dirigent)
Di, 16. Dezember, 19 Uhr: "BeethovenNacht", Werke von Beethoven; Viviane Hagner (Violine), Nicole Hagner (Klavier), Stefan Blunier (Dirigent)
Fr, 16. Januar 2015: "Klangarchitekturen", Werke von Bartók und Bruckner; Guy Braunstein (Violine), Eivind Gullberg Jensen (Dirigent)
Fr, 27. Februar 2015, 20 Uhr: "Winterträume", Werke von Borodin, Beethoven und Tschaikowski; Denis Kozhukhin (Klavier), Vassily Sinaisky (Dirigent)
Fr, 3. April 2015, 19 Uhr: "Requiem", Werke von Honegger und Brahms; Solisten, Philharmonischer Chor, Christoph Prick (Dirigent)
Fr, 29. Mai 2015, 20 Uhr: "Ein Sommernachtstraum", Sinfonie Nr. 3 von Mahler; "Vox bona", Maria Radner (Alt) , St. Blunier (Dirigent)
Fr, 19. Juni 2015, 20 Uhr: "Viva Polonia", Werke von Kar?owicz, Chopin und Lutos?awski; Stefan Blunier (Dirigent)

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