Oper Bonn: Grandioses Ballet Die lustvolle Gegenwart des Todes

BONN · Ein helles Memento Mori und der dunkle Glanz barocker Pracht: "Lux/Glory" - das Gastspiel des großartigen Ballet du Grand Théâtre de Genève ist zum Saisonfinale der Highlights des internationalen Tanzes in der Oper Bonn noch einmal ein tänzerischer Höhepunkt gewesen.

 Pure Schönheit: Szene aus dem Stück "Lux".

Pure Schönheit: Szene aus dem Stück "Lux".

Foto: VINCENT LEPRESLE

Die beiden Stücke sind inhaltlich und dramaturgisch ein echtes Diptychon, ästhetisch aufeinander bezogen wie Altarbilder, aber trotz der himmlischen Musik aus der sakralen Sphäre ins Weltliche verschoben.

In seinem "Requiem" zeichnet Gabriel Fauré ein sanftes Bild des Todes. Mit dem Chor "In paradisum" endet sein Werk in hoffnungsvollem Dur. Das Sterben ist hier eine Heimkehr ins Licht, kein grausames Ende.

Der Schweizer Choreograph Ken Ossola verleugnet nicht die spirituelle Essenz des Werkes, gibt ihr aber eine körperliche Substanz jenseits der religiösen Tradition. Die 18 Tänzer scheinen sich in einem Zwischenzustand zu bewegen, halb schon der Erde zurückgegeben, halb noch der profanen Welt angehörig.

"Lux" ist pure Schönheit, in der der Tod seinen Schrecken nicht verliert, aber ohne Angst angenommen wird. Unter den silbergrau schimmernden Kostümen verbergen sich verletzliche Leiber, die sich auf dem Boden zuckend der Geburt in eine neue Existenz hingeben.

Ein grandios getanztes Ensemblestück ist auch "Glory". Zu einer gelegentlich elektronisch verfremdeten Collage aus Musikstücken von Händel konfrontiert der griechische Choreograph Adonis Foniadakis pralles Leben geradezu barock lustvoll mit der Allgegenwart des Todes.

Die eleganten transparenten Kostüme von Tassos Sofroniou sind ebenso ein Ereignis wie die traumhafte Szene, in der eine Frau von schwarzen Stoffwolken gefangen und gleichzeitig beschirmt wird. Jeder Ton findet in den tänzerisch virtuosen Bewegungen seine Entsprechung. Die einstündige Choreographie "Glory" ist ein Erlebnis voller visueller und emotionaler Überraschungen. Begeisterter Beifall.

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