Suche nach "Wetten, dass..?"-Nachfolge in Köln "Der Garten wird völlig umgegraben"

KÖLN · Im Jahr eins nach dem Untergang des Tankers "Wetten, dass..?" suchte "Der große Show-Gipfel" (Veranstalter: Brainpool und HMR International) nach Konzepten für morgen. Im Kölner "tv total"-Studio plädierte Klaudia Wick (ehemalige Jury-Chefin des Deutschen Fernsehpreises) dafür, "den Garten völlig umzugraben".

 Abschied von "Wetten dass..?" mit Markus Lanz. FOTO: DPA

Abschied von "Wetten dass..?" mit Markus Lanz. FOTO: DPA

Foto: dpa

Denn "Wetten, dass..?" sei an seiner Routine implodiert. Shows müssten so angreifbar sein wie "Der Klügere kippt nach" und so unberechenbar wie der deutsche ESC-Vorentscheid samt Siegerverzicht.

Marie-Laure Tritz (Eurodata TV Worldwide) findet unterdessen in internationalen Showlaboren viele bekannte Rezepte, die nur variiert oder kombiniert werden. So kreuzt etwa "My Mom cooks better than yours" die üblichen Brutzelformate mit einer Familienkrach-Gameshow. Auch für Talentsucher gibt es noch Nischen: "Skinwars" ermittelt in den USA die besten Körpermaler. Und "Das Dschungelcamp" gibt's anderswo schon als verschärfte Version unter Steinzeit-Bedingungen.

Das Ei des Kolumbus indes wird bei solchen Versuchen ebenso wenig ausgebrütet wie in Johannes B. Kerners Langweiler "Das große Schlüpfen". Näher dran ist zweifellos Wayne Garvie von Sony Pictures Television London. Der britische Programmguru sieht ein goldenes Zeitalter für Inhalte.

Es komme nur auf die richtigen Talente an. Faszinierend, wie er die Autoren eines geplanten Theaterstücks über die Queen und ihre zwölf Premierminister überzeugte, daraus lieber eine 20-teilige TV-Serie zu machen. Garvie präsentiert auch die originellste neue Show: In "Man vs. Fly" hat der Kandidat, etwa ein Kung-Fu-Kämpfer, eine Minute, um eine Stubenfliege zu erledigen.

Wie schnell die interaktiven Wunderwerke des Künstlerduos "Kissinger Twins" TV-Realität werden, bleibt ebenso offen wie der würdige Ersatz für "Wetten, dass..?" "Wir suchen alle nach dem großen Ding", meint Torsten Haas (ZDF). "Doch für die Prime Time ist wenig dabei", meint Taco Ketelaar (SAT 1).

Da hat Marcus Wolter (Endemol Shine) das Gefühl, "dass wir gleich die Taschentücher rausholen müssten". Es sei Unsinn, den alten Zeiten nachzuweinen, "denn dass die ganze Familie ausgerechnet samstags am viertel nach acht vor dem Bildschirm sitzt, ist einfach keine Lebenswirklichkeit mehr." Also vielleicht lieber gleich Filme zeigen, wie Oliver Fuchs (Bavaria) meint.

Das wäre für Brainpool-Geschäftsführer Ralf Günther unerfreulich. Er möchte lieber erprobte Showformate reformieren und über "Nightwash" Talente finden. "Nur wollen manche der Kabarettisten und Comedians dann gar nicht ins Fernsehen." Doch zwei mit Zukunft nennt er dann doch: Carolin Kebekus und Luke Mockridge. Auch der Name Jan Böhmermann geistert durch die Debatte. Bei Klaudia Wick als einzig möglicher "Wetten, dass?"-Retter, sonst als Beweis dafür, dass Fernsehen zur Zeit eher in Nischen punktet.

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