Garbageim Kölner Palladium Das Schmutzige an dieser Band ist frisch geblieben

Der durchsichtige Vorhang dient als Leinwand, auf die Bilder aus dem Jahr 1995 projiziert werden. Lady Di spricht über irgendetwas, Bill Gates ist noch sehr jung. Ein glatter O.J. Simpson verteidigt sich, seine Frau nicht umgebracht zu haben.

 Lektion fürs Leben: Shirley Manson in Köln.

Lektion fürs Leben: Shirley Manson in Köln.

Foto: Thilo Beu

Dazwischen immer wieder Bilder der Band, die mit Tiermasken verkleidet hinter der Leinwand mächtige Gitarrenwände aufbaut. Garbage 1995. Eine Band, die anders sein wollte. Die Gitarren mit Elektronik mischte und mit hochvoltiger Energie und "Leck-Mich-Attitüde" überwältigte.

Darin ähnelte die Band aus Wisconsin den englischen Oasis, die konsequent Haltung auf die Bühne brachten: "Entweder es gefällt Euch, was wir machen - oder ihr verpisst euch!" 1995 war das Jahr ihres selbstbetitelten Debut-Albums, das sie auf ihrer "20 Years Queer"-Tour fast komplett spielen. Auch vor 20 Jahren war die Gruppe um Drummer und Produzent Butch Vig nicht jung. 2015 stehen gealterte Leute auf der Bühne, deren Musik nicht im geringsten vertrocknet ist. Mit der Schottin Shirley Manson haben sie eine Frontfrau, die auch im Alter von 49 Jahren in kurzem schwarzem Kleid mit pinkfarbenen Haaren das Charisma der Außenseiterin hat, die fragil und stark zugleich eine Ikone des Indie-Rocks ist.

Eines der ersten Höhepunkte des Konzerts ist das düster funkelnde "Queer", zu dem die Bühne in ein schwüles Rot getaucht wird. "Touch me if you want", fordert Shirley einen imaginierten Liebhaber auf. Auch zwanzig Jahre später möchte man diese Aufforderung nicht ignorieren. Es folgt mit "Driving Lesson" eine Lektion fürs Leben. "Nichts läuft so wie geplant - ist es nicht immer so?", bemerkt Shirley Manson rhetorisch. Zwei Stücke bringen den Reiz sich scheinbar widersprechender Gefühle auf den Punkt. Im umjubelten "Milk" haucht Shirley Mansons Stimme sehnsuchtsvoll "Ich warte auf dich". In "Fix Me Now" fordert sie den Liebhaber auf "küss mich jetzt, sei nicht schüchtern!".

3000 Fans sind von überall her zum einzigen Deutschland-Konzert gekommen. Eine Investition, die sich gelohnt hat. Das Schmutzige von Garbage ist frisch geblieben, aber auch die Fähigkeit, das Weiche und das Harte in Beziehung zu setzen, dass sie einander bedingen, statt sich zu dominieren. Selbst die metallisch kühle Ankündigung "Ich verlasse dich!" ("#1 Crush") ist berückend schön.

Der Konzertaufbau ist durchdacht, hängt nur an einer Stelle leicht durch, als nach dem Hit "Supergirl" das farblose "Dog New Tricks" folgt. Zum Ende des Konzerts können Garbage die Zügel fest an die Hand nehmen und mit "Only Happy When It Rains" und "Vow" ein überzeugendes Finale zustande bringen. "Wir danken, dass ihr gekommen seid! Wir kommen wieder im nächsten Jahr. Die neue Platte ist bereits fertig", verspricht Shirley Manson. Wir sind gespannt!

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