Wombats aus Liverpool spielen im Kölner E-Werk Das Neue braucht Zeit

Als die Wombats sich vor zwölf Jahren gründeten, wirkten sie ähnlich knuddelig wie das australische Beuteltier, nach dem sie sich benannten. Die drei Liverpooler waren frisch, frech, unbekümmert und mitreißend. Ihr Hurra-Britpop konnte jede Menge Anhänger finden, die sich begeistert in ihrer wuscheligen Orientierungslosigkeit wiederfanden.

 "Ihr könnt ruhig ein bisschen schreien!": Matthew "Murph" Murphy, Sänger und Gitarrist der Wombats.

"Ihr könnt ruhig ein bisschen schreien!": Matthew "Murph" Murphy, Sänger und Gitarrist der Wombats.

Foto: Thomas Brill

Aber auch niedliche Jugendliche werden erwachsen. Im Alter von Dreißig ist der Blick nach vorn mit Ängsten verbunden, besonders wenn man in einem Arbeitsbereich tätig ist, in dem Erfolg und Misserfolg nur einen Wimpernschlag voneinander entfernt sind. 18 Monate feilten sie am neuen, erst dritten Album "Glitterbug", was wörtlich übersetzt "Glitzerkäfer" heißt. Vielleicht ist es eine Reverenz an das blinkende, aufgekratzte L.A., wo sie ihr schwieriges drittes Werk aufnahmen. Die Bühne ist stimmungsvoll in blaues Licht getaucht. Eine beleuchtete Skyline blinkt im Hintergrund. Das Konzert im Kölner E-Werk wird etwas Zeit brauchen, um in vollem Glanz zu erstrahlen.

Das erste Stück "Your Body is a Weapon" vom neuen Album hat die für die Wombats typische Eingängigkeit der Melodien, braut sich aber wie ein Gewitter über den Köpfen der Fans zusammen. Die Wucht des Beginns bestimmt das gesamte Konzert. Die Hälfte des Sets bestreiten die Wombats mit neuen Titeln. Die Fans sollen mit frischen Ohren hören, wie sie sich verändert haben und als Band gewachsen sind. Das kann mächtig in die Hose gehen, denn der Fan liebt seine Gewohnheiten. Er hat Hits in den Ohren und möchte diese abfeiern. Im vollbesetzten E-Werk feiert das überwiegend junge Publikum die Liverpooler ohne auszurasten. Der einzige, den es voll zu packen scheint, ist Bassist Tord Øverland-Knudsen, der wie ein übermütiger Hund über die Bühne tollt.

Das Neue braucht Zeit, bis es sich entfalten kann. "Headspace" spielt mit deutlichen Verweisen auf die synthiegetränkten 80er Jahre und kommt gut an. Aber die Resonanz ist nicht ganz nach dem Geschmack von Sänger Murphy: "Ihr seid sehr höflich, ihr könnt ruhig ein bisschen schreien!" Das funktioniert, wenn auch mit Verzögerung. Am Ende des Konzerts stehen auch die letzten Reihen unter Strom. "Kill the Director" wird mit Maschinengewehrsalven aus der Stromgitarre eröffnet. Das furiose "Tokyo" bringt man am Ende mit zerlaufenden Synthieklängen zum Einsturz.

Das frühe "Let's Dance To Joy Division" bringt das alte Bravado zurück.

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