Programm 2015 des Kunstmuseums Bonn Das Ende der Lagerfeuer-Romantik

Bonn · Mit einem nicht minder anspruchsvollen Programm geht der Intendant des Kunstmuseums, Stephan Berg,mit seinem Team ins Jahr 2015. Das Kunstmuseum knüpft etwa an den in der Vergangenheit mit Künstlern wie Robert Ryman, Philip Guston und Brice Marden hochkarätig geführten transatlantischen Dialog an:

 Facetten des Ausstellungsjahres 2015 im Kunstmuseum: Eddie Martinez' "Time Was" (2007) wird in der Schau "New York Painting" gezeigt.

Facetten des Ausstellungsjahres 2015 im Kunstmuseum: Eddie Martinez' "Time Was" (2007) wird in der Schau "New York Painting" gezeigt.

Foto: Kunstmuseum

Dass die Ausstellung über die Künstlerfreunde August Macke und Franz Marc ein Renner werden würde, war abzusehen. Dass die Schau aber so gut läuft, wie seit 20 Jahren keine mehr im Kunstmuseum Bonn, habe alle überrascht, sagt der Intendant des Kunstmuseums, Stephan Berg. Und er hat eine Erklärung dafür, dass bereits 50.000 Besucher kamen (etwa die Hälfte der gewöhnlichen Besucherzahl pro Jahr): "Die persönlich berührende Begegnung mit dem Schicksal der beiden Künstler und mit ihrer Künstlerfreundschaft", sei der eine Grund, der andere, "dass wesentliche Kunstrichtungen der frühen Moderne an ihrem Werk ablesbar" seien.

Berg ist stolz auf diese inhaltlich und historisch gut fundierte Ausstellung, räumt aber ein, dass so ein Kraftakt nur alle paar Jahre möglich ist. In drei bis vier Jahren könnte der nächste Coup eine von Macke ausgehende Schau über den Flaneur in der Kunst sein, verspricht Berg.

Macke und Marc krönen ein ohnehin herausragendes Jahr im Kunstmuseum, das wichtige Positionen der Malerei und Fotografie ebenso beinhaltete wie eine unter dem Titel "Große Geister" äußerst gelungene Rochade der Bonner Sammlung.

Mit einem nicht minder anspruchsvollen Programm geht Berg mit seinem Team ins Jahr 2015. Das Kunstmuseum knüpft etwa an den in der Vergangenheit mit Künstlern wie Robert Ryman, Philip Guston und Brice Marden hochkarätig geführten transatlantischen Dialog an:

"New York Panting" (ab Mitte Mai) wird einen Einblick in die Generation der Anfang der 1970er geborenen Maler geben. Post-Pop trifft auf wilde Abstraktion und konzeptuelle Positionen. Von der Ostküste an die Westküste: Mit dem 2009 gestorbenen Fotografen Larry Sultan aus Kalifornien setzt das Kunstmuseum seine exzellente Fotografie-Serie - zuletzt waren Mitch Epstein und Lewis Baltz zu sehen - fort.

Sultan ist der Meister einer Dokumentarfotografie, die sich selbst immer wieder in Frage stellt. Berühmt wurde seine Serie "The Valley" über die US-Pornoindustrie und die Gesellschaftsstudie "Pictures From Home" (ab Februar).

Mit dem 83-jährigen Maler Frank Auerbach holt das Kunstmuseum in Kooperation mit der Tate Modern einen ganz großen Maler der "School of London", der auch Francis Bacon und Lucian Freud angehörten, nach Deutschland (ab Juni).

Auerbach emigrierte mit einem Kindertransport von Berlin nach Großbritannien, seine Eltern wurden von den Nazis ermordet. Der Cousin von Marcel Reich-Ranicki ist noch immer ein sehr expressiver Maler von Por?träts, Landschaften und Szenen seiner unmittelbaren Umgebung.

Wer die bisweilen schrille und gruselige, ungeheuer vielfältige Themen-Ausstellung "Heimsuchung" (2013) mochte, der darf sich 2015 auf "Tele-Gen" freuen, eine von Dieter Daniels, Mitbegründer der Bonner Videonale, und Berg entwickelte Ausstellung über die Einflüsse des Fernsehens auf die Kunst - und umgekehrt (ab Oktober).

Berg verspricht eine Archäologie des Fernsehens, vom Lagerfeuer der Nation bis zur Auflösung gewohnter Strukturen und "eine Ausstellung, die das Feld der Kunst-Kunst überwindet".

Neue Facetten der Videokunst wird die 15. Videonale Ende Februar präsentieren, die diesmal dem Motto "Call of the wild" verpflichtet ist. Rund 1000 Einsendungen hat es gegeben, viel Arbeit für die Festival-Jury. Kinder und Jugendliche können sich ab Mitte Mai unter dem Motto "Geisterbahn" in den Figurenkosmos der Kölner Künstlerin Tanja Geiß begeben.

Das Ausstellungsjahr klingt aus mit einer wirklich vielversprechenden Schau, die alle glücklich machen wird, für die Ceal Floyers Sound- und Windinstallation im leeren Untergeschoss des Kasseler Fridericianums die vielleicht beste Arbeit der letzten documenta war und denen Ceal Floyers Sample aus der zuckersüßen Country-Schnulze von Tammy Wynette "Til I Get It Right" tagelang nicht aus dem Kopf ging.

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