Euro Theater Central/ Galerie Sassen Dadaistische Zeiten

BONN · Ausstellungen im Euro Theater Central und in der Galerie Sassen

 Freskenhafte Bildkunst: Anibal Maximilian Kostas Mädchenepisode in der Galerie Sassen.

Freskenhafte Bildkunst: Anibal Maximilian Kostas Mädchenepisode in der Galerie Sassen.

Foto: Zu Mecklenburg

Euro Theater Central

In Eugène Ionescos Komikdrama "Die Unterrichtsstunde" (Premiere 10. April) spielt Thomas Franke auf der Bühne des Euro Theaters Central die Rolle des Professors. Zeitgleich zeigt das 1954 in Köthen geborene Multitalent im hausinternen Foyer eine mit Esprit gespickte Serie von starken Holzstichcollagen. Während die ebenfalls sehenswerte Inszenierung das kaum verständliche Fachidiom von Gelehrten parodiert, ergeht sich der, mit dem "Kurd-Laßwitz-Preis für phantastische Grafik" ausgezeichnete Künstler derweil in detailversonnen Betrachtungen zum Genre "Der Wissenschaftler". Erweitert werden diese Betrachtungen durch Auszüge aus dem munteren, gleichwohl der Flüchtigkeit des Seins gewidmeten Zyklus mit dem zweideutigen Titel "Die schöne Gärtnerin ist immer gut zu Vögeln".

Die einerseits prägnant pointiert und andererseits pathetisch inszenierten Blätter werden von lesenswerten, mit pfiffigen Wortspielen und Fantastereien angereicherten Texten begleitet. Geweckt werden insgesamt Assoziationen an Max Ernst, überhaupt an surreale oder dadaistische Zeiten, an heroische Landschaftsmalerei, an Science Fiction, an Schauerromane und Krimis. Nahtlos verfugt sind sepia getönte Hintergrundkulissen mit historischem Ambiente und listig applizierte Collagen, etwa in Form von Fotokopien.

Der auch als Autor bekannte Künstler lotet fiktionale Lebensräume von etwa Dante Alighieri, kaum oder spärlich renommierte Entdecker- und Forscherpersönlichkeiten aus. Es triumphiert das Primat manierierter und nicht zuletzt absurder Anflüge. So etwa die Apotheose eines M. Chaffoujou, "Entdecker des ausgewollten Gebißsedimentes aus der Jurassicum-Periode".

Euro Theater Central, Mauspfad, Dreieck Münsterplatz, bis Ende der Spielzeit. Mo- Fr 16 bis 19 Uhr, Sa 11- 13 Uhr.

Galerie Sassen

Aus der Synopse betrachtet, entwickelt ein empfehlenswertes Gruppenprojekt einen Dialog der Generationen, in dem die Möglichkeiten reiner Abstraktionen sowie experimenteller Figurationen debattiert werden. Diese anregende Begegnung zwischen gesetzten Künstlerpersönlichkeit und jenen Entdeckungen, die aus Luzia Sassens regelmäßigen Düsseldorfer Akademierundgängen resultieren, setzt ein gleichermaßen neu hinzugestoßener Neuling in Gang: Der 1964 in Rom geborene Absolvent der Karlsruher Kunstakademie Sandro Vadim zeigt Acrylkompositionen, die auf spezifischen Pigmentauflösungen beruhen.

Auf den naturnahen, archaischen Tenor antwortet scheinbar die eher konkrete Reihe "Die Stille der Steine" von Malerin Odila Tapfer. Das Prinzip der Andeutung und des Amorphen findet wiederum sein Pendant in der großartigen Menschenstudien einer Annette Jellinghaus. Belichtet wird in abweichenden, malerischen Annäherungen ein ausschlaggebender Augenblick, der Schicksal und Seelenleben von Außenseitern freilegt.

Für frische und prickelnde Sehabenteuer sorgen respekteinflößende Nachwuchstalente: Kristina Krieter (Jahrgang 1986) verwickelt die Blicke in raffinierte Bildpläne, wo gegenständliche Reminiszenzen (wie Menschengestalten, Hafen- und Industrieanlagen) legiert werden mit abstrakten Fremdkörpern und irrealen Spiegelungen.

Ebenfalls gesteuert von Kompositionsfantasie und sozialkritischer Wirklichkeitsreflexion sind die eindringlichen Szenerien eines Anibal Maximilian Kosta (Jahrgang 1980). Eine absurd poetisch barocke Note unterminiert eine Müllentladung, derweil eine stichhaltige Mädchenepisode per Abklatsch-Verfahren freskenhafte Anmutungen evoziert. Eine Welt für sich verkörpern metaphorisch, bisweilen mythisch grundierte Diskurse des Beueler Malers Martin Welzel.

Galerie Sassen, Adenauerallee 124, bis 22. Mai. Mo-Fr 12 bis 18.30 Uhr, Sa 11-14 Uhr.

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