Beethoven Orchester Bündnis warnt vor Integration des Klangkörpers in den Theaterbetrieb

Bonn · Ein prominent besetztes Bündnis unter Führung der "Bürger für Beethoven" sorgt sich um die Eigenständigkeit des Beethoven Orchesters Bonn (BOB) und hat dem designierten OB Ashok Sridharan diese Bedenken in einem "Offenen Brief" mitgeteilt.

 Sorge um den Klangkörper: Stefan Blunier dirigiert das Beethoven Orchester Bonn.

Sorge um den Klangkörper: Stefan Blunier dirigiert das Beethoven Orchester Bonn.

Foto: Felix von Hagen

"Es gibt eine gewisse Unruhe im Orchester", diagnostiziert Stephan Eisel, Vorsitzender der "Bürger", gegenüber dieser Zeitung. Die Musiker befürchten Nachteile, sollte die "von manchen angestrebte Integration des Orchesters in den Eigenbetrieb Theater" vollzogen werden, wie es in dem Brief heißt.

Es bestehe die Gefahr, "dass die Dispositionsmöglichkeiten des Klangkörpers und seines GMD, gerade auch in Bezug auf die Aufgaben als musikalischer Botschafter Bonns (Tourneen, CD-Aufnahmen) stark eingeschränkt werden", heißt es weiter in dem Brief, den unter anderem die Freunde des Orchesters, das Netzwerk Ludwig van B, die Ferdinand-Ries- und Johannes-Wasmuth-Gesellschaften, die Freunde des Kunstmuseums, der Verein August Macke Haus und das Künstlerforum, der Verein Schumannhaus und der Richard-Wagner-Verband unterzeichnet haben. Das Orchester als "hochkarätiges Aushängeschild der Beethovenstadt" brauche einen "Dirigenten von internationalem Ruf, der sich kaum der Federführung eines Theaterintendanten unterwerfen wird", heißt es.

Eisel wollte, von dieser Zeitung gefragt, wer denn mit "manchen" gemeint sei, die die Integration des Orchesters wünschten und die Eigenständigkeit bedrohten, keine Namen nennen. Er verwies pauschal auf die Kulturverwaltung. Und er meinte, dass von einer gleichen Augenhöhe im Verhältnis zwischen Generalintendant und Generalmusikdirektor (GMD) heute schon "oftmals" nicht die Rede sein könne. An eine Mitteilung der Kulturverwaltung im Kulturausschuss Ende 2014 will sich Eisel nur schemenhaft erinnern. Da war zu lesen, dass ganz im Gegenteil eine Stärkung der Eigenständigkeit des BOB angestrebt werde, trotz "Zusammenfassung von Theater und BOB unter ein eigenbetriebähnliches Dach", um Synergieeffekte zu nutzen und langfristig auch Einsparungen zu ermöglichen. Laut Kulturdezernent Martin Schumacher ist das bis heute der Stand der Diskussion: "Aufgrund vordringlicher Aufgabenstellungen in den beiden Kulturinstitutionen sind die Überlegungen seitdem allerdings nicht weiter vorangetrieben worden."

Zwischen Sommer und Herbst 2014 liefen Gespräche darüber - unter den Grundvoraussetzungen, dass die Budgethoheit beim Orchester verbleibe, ebenfalls die Dispositionshoheit über die Orchesterdienste (in Absprache mit der Oper), und das BOB die "Möglichkeit einer eigenen öffentlichen Sichtbarkeit" behalte. Die Eigenständigkeit des Orchesters sei nicht tangiert, bekräftigte das Presseamt der Stadt nun auf Anfrage.

All dies Punkte, die im "Offenen Brief" keine Beachtung finden. Eisel möchte den neuen OB zu einer klaren Stellungnahme und "wichtigen Grundsatzentscheidung" herausfordern, und lässt im Gespräch mit dem GA keinen Zweifel aufkommen, dass er das diskutierte Modell für Unsinn hält: "Warum macht man aus dem Orchester keinen Eigenbetrieb mit eigenem Budget?" Eine Frage, die bei der anstehenden Suche nach einem neuen GMD von Bedeutung sei: "Wenn ich einen GMD für den Eigenbetrieb Theater suche, dann ist das eine andere Figur, als wenn ich für den Eigenbetrieb Orchester suche." Die Frage der Organisationsform des Orchesters müsse vor der Suche eines neuen Musikchefs geklärt sein, fordert Eisel. "Wollen wir ein reines Opernorchester oder ein Sinfonieorchester, das auch in der Oper spielt?" Für Eisel ist das eine "Strukturfrage".

Laut Stadtsprecher Marc Hoffmann soll der neue GMD "auf der Basis der genannten Rahmenbedingungen in die weiteren, konkretisierenden Überlegungen" einbezogen werden. Im Rahmen der GMD-Findung werde die mögliche organisatorische Überführung des BOB in eine eigenbetriebsähnliche Einrichtung gemeinsam mit dem Theater Bonn offen kommuniziert.

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