Von Raykhelson bis Beethoven Borodin Quartett in der Redoute

Bonn · Auch der zweite Abend des Borodin Quartett, diesmal im historischen Ambiente der Redoute, erwies sich als gelungen. Wieder wurden Quartette Ludwig van Beethovens mit modernen russischen Werken kombiniert, wobei der Terminus "modern" im Falle des Quartetterstlings von Igor Raykhelson durchaus ambivalent zu verstehen ist.

 Borodin Quartett mit (von links) Sergey Lomovsky (Violine), Vladimir Balshin (Violoncello), Ruben Aharonian (Violine), Vladimir Balshin (Violoncello) und Igor Naidin (Viola).

Borodin Quartett mit (von links) Sergey Lomovsky (Violine), Vladimir Balshin (Violoncello), Ruben Aharonian (Violine), Vladimir Balshin (Violoncello) und Igor Naidin (Viola).

Foto: BCPOPPED

Zwar wurde das Werk 2010 komponiert, doch wirklich zeitgenössisch klingt es eher nicht. Stilistisch scheint es vielmehr aus der Zeit gefallen, bietet einen unentschlossenen Stilmix aus harmlosen, musikalisch unverbindlichen Episoden und kompositorisch ambitionierteren Abschnitten.

Die Wiedergabe durch das Borodin Quartett war selbstredend makellos, allein das Werk an sich blieb blass. Einen deutlich konturierteren Eindruck hinterließ demgegenüber das 1956 komponierte zweite Streichquartett von German Galynin. Insgesamt eher dem dunklen, trübsinnigen Stimmungen vorbehalten, fand das Borodin Quartett für jeden Satz den passenden Ausdruck: hymnisch im choralartigen Adagio, melancholisch im Allegretto, schwermütig im Andante und elegisch im Finale. Ein schlichtes aber nichts desto trotz faszinierendes Werk.

Konfrontiert wurden die Werke Raykhelsons und Galynins mit Beethovens Quartetten op. 95 und 135. Kontrastreich war die Darstellung in op. 95, vor allem im einleitenden Allegro. Hier stießen lyrische Episoden und schroffe Episoden nicht selten unvermittelt zusammen. Erstaunlich brav und zahm klang dagegen die Fuge im zweiten Satz, die aus reinen Schönklang ausgelegt war. Wieder mehr Biss hatten schließlich das Scherzo und die irrwitzig auf den Punkt gespielte Coda des Finalsatzes. Ein einziger Abgesang schien das abschließende Quartett op. 135 zu sein. Auch hier setzte man - wie im ausgesprochen sanglichen dritten Satz - auf Wohlklang, von dem einzig das fast schon ländlerhaft beginnende und mit einer regelrechten Stampede im Mittelteil aufwartende Vivace eine Abwechslung bot.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Aus dem Ressort