Brotfabrik in Bonn Bonn University Shakespeare Company führt "The Count of Monte Cristo" auf

BONN · Es gibt Worte, die im Zusammenhang mit einer traditionellen Produktion der Bonn University Shakespeare Company (BUSC) in der Regel nicht auftauchen. Einfach etwa - oder klein. Auch "The Count of Monte Cristo" folgt diesen ungeschriebenen Regeln.

 Szene aus "The Count of Monte Cristo".

Szene aus "The Count of Monte Cristo".

Foto: Thomas Kölsch

Allein das Ensemble weist 18 Schauspieler auf, die das berühmte Mammutwerk von Alexandre Dumas über den durch eine Intrige ins Gefängnis geworfenen Edmond Dantès, der nach seiner Flucht einen sagenhaften Schatz findet und nun als geheimnisvoller Edelmann an seine Peinigern ins Verderben treibt, ab dem 2. Juli auf die Bühne der Brotfabrik bringen wollen.

Ein anspruchsvolles Unterfangen, aber damit kennt sich die studentische Theatergruppe ja bestens aus. Und doch wagt sich die BUSC in diesem Jahr weiter vor als jemals zuvor: Erstmals setzt sie nicht auf eine bereits existierende Bühnenfassung oder eine Zeile für Zeile originalgetreue Adaption, sondern auf ein selbst geschriebenes Skript von Regisseur Johannes Neubert.

"Etwa 50 Prozent des Textes stammt tatsächlich von mir", gesteht dieser während der ersten Hauptprobe. Warum? Die Erklärung klingt auf den ersten Blick paradox: "Das Problem war, dass es keine rechtefreie dramatische Bearbeitung gab, die der Romanhandlung möglichst treu blieb. Ein Beispiel: In dem Film ,Monte Cristo' von 2002 kommen Dantès und seine geliebte Mercédès wieder zusammen, es gibt also ein Happy End. Ich wollte dem Geist des Originals folgen - und habe deshalb selbst angefangen, eine Bühnenfassung zu schreiben."

Samt diverser popkultureller Anspielungen. "Dumas hat das ja ebenso gemacht", erklärt Neubert. "ich habe sie nur mitunter aktualisiert." Und dabei der Geschichte der BUSC augenzwinkernd Reverenz erwiesen: Neben der ein oder anderen Shakespeare-Passage findet sich unter anderem auch ein Verweis auf "Alice im Wunderland", das 2013 zur Aufführung kam.

Die intensive Arbeit scheint sich gelohnt zu haben: Der Durchlauf des zweieinhalbstündigen Stücks stellt Neubert und seine Crew mehr als zufrieden, nur kleinere Korrekturen sind bis zur Premiere am morgigen Donnerstag noch nötig. "Das wird toll", freut sich Neubert. Er dürfte Recht behalten, zumal ohnehin noch eine Steigerung zu erwarten ist, wenn die BUSC endlich wieder auf der großen Bühne der Brotfabrik stehen kann und das Premierenfieber das Ensemble aufpeitscht.

Doch bereits jetzt ist die Spannung in vielen Szenen greifbar, die Intensität etwa beim Tod des Abbé Faria (Michael Nyandieka) in den Armen von Dantès (Robin Hemmersbach) oder bei dem aus Verzweiflung und Trauer geborenen Wahnsinn des Villefort (Tobias Ebel) enorm. Dazu noch Licht, Ton, Maske, und das Spektakel ist perfekt. Spätestens morgen wird der Graf von Monte Cristo also eiskalt lächelnd seine Rache bekommen. Im Großformat natürlich. Typisch BUSC.

Termine

2. bis 4. und 6. bis 9. Juli, jeweils 20 Uhr, Brotfabrik. Karten für 10 Euro (ermäßigt 7,50 Euro) beziehungsweise 13 Euro (bei der Premiere) gibt es unter Telefon 421310 oder im Internet unter www.brotfabrik-bonn.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort