Beethoven-Haus Besuch bei Tabea Zimmermanns Meisterkurs im Kammermusiksaal

BONN · Super, sie bringt es auf den Punkt." Das Urteil der Cellistin Esther Saladin fällt eindeutig aus. Sie ist Mitglied des Améi Quartetts, das derzeit an einem Meisterkurs mit der Bratschistin Tabea Zimmermann im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses teilnimmt.

 Tabea Zimmermann (links) im Kammermusiksaal.

Tabea Zimmermann (links) im Kammermusiksaal.

Foto: Barbara Frommann

In der letzten Stunde haben Saladin und die anderen drei Ensemblemitglieder am ersten Satz von Ludwig van Beethovens D-Dur-Quartett aus op. 18 gefeilt, die Musik bis auf einzelne Noten auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt.

Da wird an einzelnen Überbindungen, Fermaten oder Pausen getüftelt, einzelne Takte, ja auch einzelne Töne werden immer wieder gespielt, bis die Musiker dem gewünschten Ergebnis näher kommen - oder die Stelle erst einmal auf Eis legen, um sie "sacken zu lassen", wie Tabea Zimmermann es ausdrückt.

Die Musikerin, die auch Vorstandsvorsitzende des Vereins Beethoven-Haus ist, arbeitet in diesen Tagen mit jungen Talenten wie dem Améi Quartett, der Geigerin Hande Küden, dem Duo Jonas Palm und Philipp Heiß sowie Rosalind Ventris und Pau Codina, die Mitglied des Martucci Ensembles sind. Als Lehrerin ist sie ebenso unerbittlich wie geduldig, sie feilt mit großer Detailversessenheit an einzelnen Stellen, weiß aber auch, wann es an der Zeit ist, etwas ruhen zu lassen.

"Mir gefällt schon vieles sehr gut, wie ihr das gestaltet", sagt sie etwa, nachdem das Améi Quartett den ersten Satz des D-Dur-Quartetts komplett gespielt hat. Gleichwohl findet sie immer noch etwas, das man noch besser machen kann. Die dynamische Bandbreite etwa, die das Ensemble noch klarer gestalten kann, oder die Gestaltung von Pausen, die sie als "sehr, sehr wichtiges Element" bezeichnet.

Auch den in ihren Augen etwas unbedachten Umgang des Quartetts mit dem Vibrato wünscht sie differenzierter. Die Mitglieder des Améi Quartetts saugen begierig jede Anregung auf. "Wir haben sehr viel Input gekriegt", so Cellistin Saladin später. Schon während der Stunde, die sie mit Zimmermann arbeiten tut sich einiges am Ensembleklang. Das Ergebnis ist verblüffend: Das Quartett, das sich bei einer Akademie des auf zeitgenössische Musik spezialisierten Ensemble Modern zusammengefunden hat, klingt hörbar organischer, vieles ist dezidierter.

Am Ende der Arbeit ist man aber noch lange nicht. Abends will man noch mal zusammen proben, dann geht es am nächsten Tag weiter mit noch mehr Input.

Am Freitag, 11. Juli, werden die Ergebnisse der Arbeit um 19 Uhr in einem öffentlichen Konzert im Kammermusiksaal vorgestellt. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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