Euro Theater Central Bertha von Suttners "Die Waffen nieder!" als Gastspiel

Schon Siebzehn - und noch nichts für die Unsterblichkeit getan!" Die junge Gräfin Martha zieht das Fechten und Reiten dem Klavierspiel vor und würde sich nur allzu gern ums österreichische Vaterland verdient machen.

 Lisa Widmann verkörpert die Martha in "Die Waffen nieder!".

Lisa Widmann verkörpert die Martha in "Die Waffen nieder!".

Foto: Theater

In Bertha von Suttners 1889 veröffentlichtem Roman "Die Waffen nieder!" erzählt Martha ihre Lebensgeschichte von der behüteten höheren Tochter zur entschiedenen Kriegsgegnerin. Von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, wählte bewusst die populäre Romanform und ein fiktives "Ich", um ihr pazifistisches Anliegen zu verbreiten.

Der freie Regisseur Nikolaus Büchel, unter den Intendanzen von Peter Eschberg und Klaus Weise am Bonner Stadttheater engagiert, hat das große Werk für die Bühne bearbeitet. Also auf theatertaugliche 80 Minuten komprimiert, aber sprachlich nicht verändert. Es ist von Suttners Originalton, den die 1974 im österreichischen Linz geborene Schauspielerin Lisa Wildmann spricht. Und zwar vorzüglich. Mit leiser Ironie vergegenwärtigt sie die jugendlich stürmische Martha, die das Florett schwingt und auf dem Turnpferd Attacken reitet.

Ganze Armeen von winzigen Zinnsoldaten lässt Büchel aufmarschieren auf der Bühne des Euro Theater Central, wo seine Inszenierung am Samstag ihre begeistert aufgenommene Bonn-Premiere feierte.

Die Zuschauer sind auf zwei Seiten des Geschehens platziert und nah dran an der bewegenden Entwicklung der jungen Frau mit im eleganten weißglänzenden Kleid, das sie später in ein dunkelrotes verwandelt (Kostüm: Leah Lichtwitz). Man erlebt, wie sie von der Liebe zu dem jungen Grafen Arno Dotzky blitzartig getroffen wird, mit 18 Jahren Mutter wird (ein tapferer Soldat soll er kleine Rudolf werden) und ein Jahr später im Sardinischen Krieg 1959 Witwe.

Trotzig wirft sie Pfeile auf die Landkarte mit den europäischen Kampfgebieten, in denen Menschen für eine Abstraktion von nationalen Ansprüchen elend auf den Schlachtfeldern verrecken. Ein schwarzes Kreuz malt sie auf die Karte und wird es später wieder tun müssen.

Lisa Wildmann spielt Marthas Monolog wirklich fabelhaft. Emotional zutiefst verletzlich und sehr nachdenklich, wenn aus dem Off ihre Stimme sich dialogisch einmischt und die Absurdität jeden Feinddenkens anspricht. Dramatisch auf Hochspannung bis zur letzten Minute. Und die ist leider ziemlich bitter: "Die Waffen hoch!" verlangt da eine stammelnde Kinderstimme aus dem Jahr 2014.

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