Sonderausstellung im Beethoven-Haus Beethovens Suche nach der Fuge

BONN · Sonderausstellung im Beethoven-Haus räumt mit Mythen um den begnadeten Komponisten auf

 Übungsblatt von Beethoven in der Ausstellung.

Übungsblatt von Beethoven in der Ausstellung.

Foto: Beethovenhaus

Bis zur berühmten "Große Fuge op. 133 B-Dur", die Beethoven 1825/26 schrieb, sollte für den Komponisten eine intensive Phase der Suche und Erprobung vorausgehen. Die neue Sonderausstellung "Auf der Suche nach der Kunst der Fuge" im Beethoven-Haus beleuchtet Beethovens kompositorische Ausbildung und sein starkes Interesse an der Fuge in späterer Zeit. Die Sonderausstellung eröffnet einen neuen Blick auf Beethovens Arbeitsweise.

Gezeigt werden handschriftliche Übungsblätter aus seiner Lehrzeit, auf denen Beethoven seine Kompositionsstudien verfasste und die mit Anmerkungen und Korrekturen seines Lehrers Johann Georg Albrechtsberger versehen sind. Dank des neuen Bandes der Beethoven-Gesamtausgabe, der eine Vielzahl von Beethovens Kompositionsstudien beinhaltet und zur Ansicht ausliegt, wird dem Besucher eine weitere Möglichkeit geboten, Beethovens Lernprozess während seiner Ausbildung zu verfolgen. Das Besondere an dieser Ausgabe ist ihre zweifarbige Fassung, die Beethovens Studien von den Korrekturen der Lehrer farblich abhebt. Die mehrjährige Forschungsarbeit wurde von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.

Ausstellung und Ausgabenband sind der Versuch, das gängige Bild über Beethoven als widerwilligen Schüler zu korrigieren. "Mit dem neuen Gesamtausgabenband wie auch mit der Ausstellung können wir endlich mit dem Mythos von Beethoven als schwierigem Schüler aufräumen", so die Musikwissenschaftlerin Julia Ronge, die als Mitarbeiterin in der Forschungsstelle Beethoven-Archiv den Band erstellt und die Ausstellung kuratiert hat. Es lässt sich anhand der Quellen nicht belegen, dass Beethoven ein besonders eigenwilliger Schüler gewesen ist. "Genau das Gegenteil ist der Fall", meint Ronge und ergänzt: "Die Quellen bezeugen seinen großen Eifer, seinen Fleiß und sein Engagement bei der Bewältigung der ihm gestellten Aufgaben." Auch die vermeintlichen Spannungen und Querelen zwischen Lehrern und Schüler lassen sich aus den Quellen nicht erschließen, so die Herausgeberin.

Der Besucher erlebt Beethoven nicht als Genie, dem die Noten nur so aus der Feder flossen. Die Ausstellung zeigt Beethoven als arbeitsamen Schüler, der auch später als bekannter Komponist regelmäßig musiktheoretische Lehrbücher und Werke seiner Kollegen intensiv studierte, die ihm den Schlüssel für drängende Fragen zur Komposition von Fugen versprachen. Dafür schrieb Beethoven die für ihn relevanten Themenkomplexe aus den Büchern immer wieder ab oder kopierte Passagen aus Werken berühmter Komponisten.

Die Abschrift stellte für ihn einprobates Mittel dar, sich mit Schwierigkeiten bei Kompositionen auseinanderzusetzen. In der Ausstellung liegt das Lehrbuch "Anweisung zur Composition" von Johann Georg Albrechtsberger von 1790 aus, daneben Abschriften aus diesem Buch von Beethoven, wie zum Beispiel ein Exzerpt des 25. Kapitels "Regeln zu dem drey- und mehrstimmigen Fugen" aus dem Jahre 1794. Diese Originalquellen bestätigen sein methodisches Vorgehen bei der Erschließung von Fragestellungen, die ihn beschäftigten. Daneben zog Beethoven immer wieder die Übungsblätter mit den Korrekturen von Albrechtsberger oder Salieri aus seinen Lehrjahren zu Rate.

Die Ausstellung zeigt, wie stark die Lehrzeit bei Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri Beethovens Arbeitsweise geprägt hat. "Die Erinnerung an seine Ausbildung war ihm zeitlebens präsent und wertvoll", so Ronge.

Sonderausstellung "Auf der Suche nach der Kunst der Fuge", bis 14. Dezember im Beethoven-Haus, Bonngasse 24-26, Eintritt 6 Euro.

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